Regionalliga-Serie:"Ein Stück weit dreckiger"

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Der abstiegsbedrohte SV Schalding-Heining trennt sich von seinem langjährigen Trainer. Sein Nachfolger soll der "unglaublich braven" Mannschaft neue Offensivstärke vermitteln.

Von Christian Bernhard

Das Dienstagstraining des SV Schalding-Heining in dieser Woche war ein besonderes: Erstmals seit rund fünfeinhalb Jahren hörten die Regionalliga-Fußballer nicht mehr auf die Kommandos von Trainer Mario Tanzer. Der 40-Jährige, der die Niederbayern aus der Landesliga in die Regionalliga geführt und dort etabliert hatte, war am Montagabend überraschend entlassen worden. Den Takt gibt seit Dienstag jetzt Anton Autengruber vor, der zuletzt beim österreichischen Bezirksligisten Union Julbach tätig war.

Schalding ist nicht der erste Verein, der nach nur einem Punkt aus vier Partien und dem Abrutschen auf den vorletzten Tabellenrang den Trainer beurlaubt. Dass es Tanzer trifft, war bis Montagabend allerdings kaum vorstellbar gewesen. Der 40-Jährige galt in Schalding als unkündbar, erst im Winter war sein Vertrag bis 2017 verlängert worden. Selbst Markus Clemens, Sportlicher Leiter des SVS, sagt, die Mannschaft habe Tanzer "in gewisser Hinsicht für unantastbar" gehalten.

Dementsprechend sei die Entscheidung für den Verein "sehr schwer und sehr unangenehm" gewesen, erklärt Clemens und betont, Tanzer habe sie so aufgenommen, wie er jahrelang gearbeitet habe: "professionell". Abgesehen vom Tabellenstand sind die Gründe für die Trennung weder im spielerischen noch im taktischen, sondern offenbar im zwischenmenschlichen Bereich zu finden. "Taktisch werden wir nicht groß etwas ändern, Mario Tanzer hat ja überragende Arbeit geleistet", erklärt Autengruber, der laut Clemens über "viel Sozialkompetenz" verfügt. Es gehe jetzt darum, "die Blockaden, die offensichtlich bei einigen Spielern vorhanden sind, zu lösen und das Selbstvertrauen zu stärken". Der Sportliche Leiter verhehlt nicht, dass zuletzt an "einigen Ecken und Enden" eine "gewisse Anspannung" zu spüren gewesen sei. "Unter dem Strich" seien Mannschaft und Tanzer aber im Guten auseinandergegangen. "Wir müssen nur vom Kopf her frei und stabil sein", fordert Clemens.

Tanzer hatte erst kürzlich seine Offensivspieler öffentlich hart kritisiert. Nach dem 1:4 am vergangenen Spieltag bei Spitzenreiter Regensburg beklagte der Ex-Trainer das "extrem schwache" Durchsetzungsvermögen seiner Mannschaft und erklärte: "Wir haben keine Stürmer, die direkt den Torabschluss suchen." Nur sechs Tore in den zehn Spielen nach der Winterpause untermauern das Schaldinger Offensiv-Dilemma. Clemens hatte die Stürmer Michael Pillmeier und Markus Gallmaier daraufhin in Schutz genommen. Man können ihnen nichts vorwerfen, sagte er: "Sie versuchen alles, hauen sich voll rein."

Neben Autengruber und dem neuen Co-Trainer Philipp Zacher, der als langjähriger Schaldinger Spieler einen engen Draht zum Team hat, sind nun vor allem die Spieler gefordert. Der Sportliche Leiter erwartet von der "unglaublich braven" Mannschaft eine Reaktion, die Spieler "dürften schon ein Stück weit dreckiger sein". Im Idealfall schon am Freitag, wenn der 1. FC Schweinfurt 05, der als 13. vier Punkte mehr als der SVS und von seinen letzten 13 Spielen nur eines verloren hat, in Schalding gastiert. Mit dem FC Augsburg II (30 Punkte, Rang 15) und dem FC Amberg (28, Platz 16) trifft der SVS danach noch auf zwei weitere direkte Konkurrenten. Autengruber hat derweil ein spezielles Wochenende vor sich: Nach Angaben von Union Julbach coacht er nicht einmal 24 Stunden nach seinem Debüt auf der Schaldinger Trainerbank ein letztes Mal seinen Ex-Verein.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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