Regionalliga Bayern:Unruhe von den Rängen

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Dem Tabellenletzten aus Schweinfurt droht der Abstieg, dennoch hält die Klubführung des 1. FC zu Trainer Gerd Klaus. Unter den Fans aber sorgt eine Minderheit während der Spiele für Ärger.

Von Christoph Leischwitz

Er könne ja seine Frau auch nicht nach jedem Streit verlassen, sagt Gerd Klaus, da müsse man jetzt einfach mal durch. Der 45-jährige Trainer ist zwar nicht mit dem 1. FC Schweinfurt verheiratet, ein bisschen ans Herz gewachsen ist im der Verein allerdings schon. Seitdem Klaus die Mannschaft im Sommer 2012 übernommen hat, steht er nun vor seiner wohl größten Herausforderung: Die Schnüdel, wie Schweinfurts Fußballer genannt werden, sind Tabellenletzter der Regionalliga Bayern, am vergangenen Wochenende verloren sie auch noch gegen den Drittletzten Greuther Fürth II. Eine Abseitsfalle, die nicht funktionierte, führte nach einer verdienten 1:0-Führung zum ersten Gegentor, zwei verlorene Zweikämpfe zum zweiten. Schon wieder eine knappe Niederlage. Klaus aber gibt sich kämpferisch: Man trainiere gut, alle zögen mit. "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich die Mannschaft nicht mehr erreiche, dann bräuchte mich auch niemand rauszuschmeißen."

Eine Scheidung ist nicht in Sicht, eher schon ein gemeinsamer Umzug in eine kleinere Wohnung - die Bayernliga. Entgegen des Trends scheinen Vorstand und Sponsor - in Schweinfurt dank Markus Wolf eine Personalunion - sowie die Sportliche Leitung nicht eine Sekunde darüber nachzudenken, den Trainer zu beurlauben. "Wir stehen da sehr eng zusammen", sagt der Sportliche Leiter Dieter Kurth. Er selbst hat bekanntlich auch schon viele Mannschaften trainiert, zuletzt die SpVgg Oberfranken Bayreuth. Der 53-Jährige ist sich sicher: "Es liegt nicht am Trainer." Er verspräche sich von einem Rauswurf weder irgendwelche "Impulse" noch neue Spieler, die ein weiterer, gut vernetzter Trainer möglicherweise mitbringen könnte - so wie bei Viktoria Aschaffenburg, wo Rudi Bommer eine Woche nach seiner Verpflichtung den Bundesliga-erprobten Youssef Mokhtari präsentierte.

Zusätzliche Spieler zu bezahlen - zumindest in diesem Punkt gibt man in Schweinfurt zu, dass man sich das schlicht nicht leisten kann. "Wir haben den kleinsten Etat der Liga", da ist sich Kurth sicher, und gemessen daran habe man auch eine gute Mannschaft zusammengestellt. Allerdings fehlten schnelle Außenspieler. Die Weggänge im Sommer von Simon Häcker (pausiert aus familiären Gründen) und Pablo Pigl (wechselte zu Drittligist Erfurt) habe man nicht mehr kompensieren können.

Ziel in Schweinfurt ist der gemeinsame Verbleib in der Liga, auch bei einem Abstieg muss es nicht zur Trennung der Beteiligten kommen. Trotzdem kommt der Verein nicht zur Ruhe. Zuletzt, nach der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Memmingen, machte sich mal wieder der ärgste Feind des Vereins bemerkbar: eine kleine Minderheit der Fans, die laut Klaus "gegen alles sind" und sich laut Kurth "vereinsschädigend verhalten". Sie schrien "Klaus raus" und "wir haben die Schnauze voll", Vorstand Wolf rief ihnen daraufhin zu, dass es sich umgekehrt ähnlich verhalte.

Es sei besser, sagt Klaus, die Fans kritisierten ihn und nicht die Mannschaft. Aber gerade die jungen Spieler würden von solchen Vorkommnissen zusätzlich verunsichert. Kürzlich musste der FC eine Strafe zahlen, weil Anhänger bei einem Spiel der zweiten Mannschaft Bengalos gezündet hatten. "Wir haben ja schon Probleme, Mannschaften für Freundschaftsspiele zu finden", sagt Klaus. Im Verein herrscht Ruhe, auf den Rängen aber klingt es oft nach dem Gegenteil.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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