Reck-Endkampf:Hambüchens Finale

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Der Reck-Spezialist aus Wetzlar hat sich für den Endkampf am Sonntagabend geschont. Es könnte sein letzter Auftritt bei einer WM sein.

Von Volker Kreisl, Glasgow

Es war nur eine leichte Erkältung. Ein Anflug von Husten oder Schnupfen oder beidem, der freilich zu stark ausfiel, um ein Risiko einzugehen. Büro-Angestellte verzichten da auf unnötigen Stress, WM-Finalisten im Turnen auch. Fabian Hambüchen hat mit 28 Jahren nicht mehr so viele Möglichkeiten auf ein WM-Finale an seinem Paradegerät, deshalb leistete er sich auch den Verzicht auf das Mehrkampffinale am Freitag. Am Sonntag ab 17.10 Uhr mitteleuropäischer Zeit ist der Wetzlarer nun mit von der Partie, wie er tags zuvor im sozialen Netz bestätigte: "Nach meiner Erkältung bin ich wieder voll auf Kurs."

Gut möglich ist, dass es sogar Hambüchens letzte Chance auf eine WM-Medaille am Reck sein wird nach dem Titel 2007, Bronze in Rotterdam 2010 und Silber 2013 in Antwerpen. Hambüchen, der vor zwölf Jahren in Anaheim/USA seinen ersten WM-Auftritt hatte, gab in Glasgow zu erkennen, dass es ihm immer schwerer falle, mit der jüngeren Generation guter Turner mitzuhalten. "Ich bin ja nun auch schon lange dabei", sagte er, nach den Spielen in Rio de Janeiro werde er noch die Saison zu Ende turnen, "was danach kommt: keine Ahnung."

Nicht ausgeschlossen ist, dass er in Glasgow nochmal eine Medaille erturnt, vielleicht auch den Titel. Sein Ausgangswert am Reck liegt mit 7,3 gleichauf mit dem der anderen Spitzenleute, zur Not kann er auch eine 7,4 daraus machen. Mit Epke Zonderland, der in der Qualifikation zu schlampig turnte, fehlt sein langjähriger holländischer Widersacher. Konkurrenten sind nun vor allem der Japaner Kohei Uchimura, der am Freitag seinen sechsten WM-Mehrkampftitel errang, dazu der US-Amerikaner Danell Leyva und Hambüchens Teamkollege Andreas Bretschneider. Der Chemnitzer, gleich zu Beginn an der Reihe, könnte weit vorne landen, wenn ihm sein schweres Spezialelement gelingt.

Hambüchen hat keine neuen Spezialelemente, dafür hat er Erfahrung und kann als letzter Turner des Abends und der gesamten WM das Feld überblicken. Und ausgeruht ist er offenbar auch.

© SZ vom 01.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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