Reaktionen nach dem Finale:Ein Sieg für den kleinen Bruder

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Dieter Hecking hadert mit den ersten 20 Minuten, Kevin De Bruyne erinnert an Junior Malanda, und Sebastian Kehl berichtet aus der Kabine.

Dieter Hecking stand mit einer Kappe am Mikrofon, auf der "King" stand. Sein Co-Trainer deutete an, dass dies die Folge einer verlorenen Wette war, und weil dieses Bild noch nicht absonderlich genug war, sagte der Trainer des VfL Wolfsburg dann noch: "Einige wissen, wenn ich losgelassen werde, dann wird's extrem." Es ging um die Art und Weise, wie Dieter Hecking nun diesen DFB-Pokalsieg feiern sollte.

Klar war es schwer aus den Wolfsburger Spielern nach dem ersten DFB-Pokalsieg überhaupt etwas herauszubekommen, was keine Freudenausbrüche waren. Dieter Hecking, zumindest in der Analyse trocken wie immer, sagte über das Spiel selbst: "Wir waren in den ersten 20 Minuten nicht gut. Da zeigt sich auch unsere Unerfahrenheit, was Finals angeht. Wenn es da 2:0 steht durch die Chance von Marco Reus, dann wird es ganz schwer." Aber? "Dann haben wir versucht, die Mannschaft von außen wachzumachen. Das ist uns gelungen. Mit dem Ausgleich haben wir dann plötzlich den Mut gehabt, waren in den Zweikämpfen aggressiver, bissiger." Bundestrainer Joachim Löw sah es ähnlich: "Sie waren die ersten zehn Minuten etwas verunsichert, aber danach die dominante Mannschaft."

Ähnlich euphorisch war Stürmer Bas Dost: "Ich habe mir schon vor vier Wochen gewünscht, dass wir das gewinnen. Wir waren die ganze Saison stärker als Dortmund. Aber dann liegen wir hinten. Gegen Ende haben wir das aber super gemacht, hätten auch noch das vierte Tor schießen können." Kevin De Bruyne musste mehr medizinische Auskünfte geben und erzählte, dass er sich einen tiefen Riss im Fuß zugezogen hatte, der dann in der Halbzeit mit fünf Stichen genäht wurde. "Es schmerzt, aber das ist egal. So ist Fußball." Eigentlich, das sagte Teammanager Klaus Allofs später, könne man mit so einer Verletzung nicht mehr weiterspielen. "Aber er wollte weiterspielen, er wollte diesen Titel gewinnen. Das charakterisiert ihn eigentlich am besten", sagte Allofs.

"Wir wollten dieses Spiel für Junior gewinnen"

De Bruyne wurde mehrfach auf seinen verstorbenen Freund Junior Malanda angesprochen, weil er nach seinem Tor auf das grüne Herz mit der Nummer 19 tippte, das jeder Wolfsburger auf seinem Trikot eingestickt hatte. "Er war ein kleiner Bruder für mich. Er wird immer Teil meines Lebens sein", sagte der Belgier. Alle Wolfsburger betonten, dass dieser Sieg dem bei einem Autounfall verstorbenen Teamkameraden gewidmet ist. "Wir wollten dieses Spiel für Junior gewinnen, das ist uns gelungen. Deshalb ist es umso schöner. Junior ist nach wie vor Teil dieser Mannschaft, und er wird es auch immer bleiben", sagte Torhüter Diego Benaglio. Und Manager Allofs erklärte: "Wir wollten das nicht in den Vordergrund stellen, aber zeigen, dass er uns die gesamte Rückrunde begleitet hat. Dass alle ihn im Kopf hatten. Der Trainer hat es auch gesagt, dass wir auch für ihn spielen. Ich glaube, dass das auch ein paar Kräfte freigesetzt hat."

Bei den Dortmundern wollte von den Spielern zunächst nur Sebastian Kehl ausführlicher erzählen, wie es denn zu der Niederlage kommen konnte. Er sagte zum Beispiel, dass es in der Halbzeit in der Dortmunder Kabine gar nicht so düster aussah. "Wir haben noch dran geglaubt, alle dachten, da geht noch was. Aber leider waren wir dann in der zweiten Hälfte nicht mehr so stark. Am Ende hat Wolfsburg verdient gewonnen."

Kehl hat mit diesem Spiel seine aktive Karriere beendet. Er wurde in der 68. Minute ausgewechselt und schimpfte über den Spielverlauf. "Die Tore sind sehr unglücklich und teilweise aus dem Nichts gefallen. Es ist sehr, sehr bitter, die Karriere mit einer Niederlage zu beenden. Aber so ist das im Fußball."

© SZ vom 31.05.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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