Ralf Schumacher:Abschied im Windschatten

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Die Trainingsfahrten in Spanien könnten Ralf Schumachers letzte Stunden in der Formel 1 gewesen. Gäbe es seinen Bruder nicht, wäre er der erfolgreichste deutsche Fahrer gewesen.

René Hofmann

Es sind traurige Bilder, die die Fotografen von der Rennstrecke in Jerez funken: Ralf Schumacher mit gesenktem Kopf vor einem Zeiten-monitor. Ralf Schumacher mit gesenktem Kopf vor einem Rennwagen, der tief im Kies steckt. 71 Testrunden hat Ralf Schumacher am Donnerstag für das Hinterbänkler-Team Force India gedreht. Dabei blieb er 2,7 Sekunden hinter dem Schnellsten und mehr als eine halbe Sekunde hinter dem mäßig talentierten Vitantonio Liuzzi, der ebenfalls einen Probetag bei dem Rennstall absolvieren durfte. Das war zu viel. Ralf Schumachers Formel-1-Zeit läuft nach elf Jahren ab. "Es sieht so aus", hat er in Spanien gesagt, "als wäre das meine letzte Fahrt in einem Formel-1-Auto gewesen."

Ralf Schumacher: Soll es das gewesen sein? (Foto: Foto: dpa)

Ralf Schumacher wollte Weltmeister werden - wie sein großer Bruder Michael

Sechs Rennen hat Ralf Schumacher gewonnen. Damit war er so erfolgreich wie Heinz-Harald Frentzen, Wolfgang Graf Berghe von Trips und Jochen Mass zusammengerechnet. Und trotzdem bleibt zum Abschied vor allem ein Gefühl: Da geht einer, der nicht erreicht hat, was er erreichen wollte und hätte erreichen können. Ralf Schumacher wollte Weltmeister werden - wie sein großer Bruder Michael. Er wollte ein Team an die Spitze führen - wie sein großer Bruder. Aber er wollte es auf eine andere Art schaffen. Auf seine Art. Ralf Schumacher hat viel in seinem Leben in Opposition gestaltet zu seinem Bruder.

Wo der als Team-Spieler aufblühte, gerierte er sich als Einzelkämpfer. Während der Ältere sich und die Seinen abschottete, lud der Jüngere die Boulevard-Reporter in sein Haus und ließ auch seine Frau munter plappern. Er trennte sich vom gemeinsamen Manager, um endgültig zu demonstrieren: Jetzt mache ich mein Ding! Just ab dem Moment ging es mit der Karriere allerdings schnurgerade bergab. Es ist eine Crux: Wenn es seinen Bruder nicht gegeben hätte, wäre Ralf Schumacher wahrscheinlich nie in die Formel 1 gekommen. Ohne ihn wiederum hätte er es aber wohl viel weiter gebracht und würde jetzt als der bislang erfolgreichste deutsche Formel-1-Fahrer abtreten.

Michael Schumacher hat am Donnerstag auch in Jerez getestet. Im Ferrari war er zwei Sekunden schneller als Ralf Schumacher. Der große Schatten - er hat ihn verfolgt, bis zur allerletzten Runde.

© SZ vom 08.12.2007/lsp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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