Rafael Benítez:Späte Klage

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"Er schwirrt immer um einen herum": Rafael Benítez über seinen ehemaligen Chef Florentino Pérez. (Foto: Javier Soriano/AFP)

Der frühere Trainer von Real Madrid greift Klubboss Florentino Pérez an. Ungemach droht dem spanischen Verein derweil aus Brüssel.

Von Javier CÁCERES

Falls jemand rätselte, wie tief verletzt sich Rafael Benítez fühlen mag, seit er im Januar bei Real Madrid als Trainer entlassen und durch Zinédine Zidane ersetzt wurde, so kann er nun mit Bestimmtheit sagen: außergewöhnlich tief. Am Mittwochabend war Benítez beim früheren Weltklassestürmer und heutigen TV-Moderator Gary Lineker im Studio zu Gast - und ließ eine ungeahnte Breitseite gegen Real Madrids Boss Florentino Pérez los.

"Seit er Präsident ist, hat der FC Barcelona doppelt so viel, ja sogar mehr als doppelt so viele Titel geholt wie Real Madrid", ätzte Benítez - und erklärte, der Schlüssel dazu sei, dass die Katalanen "beharrlich" seien und nicht jedes Jahr den Trainer wechselten. Man solle nur an José Antonio Camacho, Vicente Del Bosque, Manuel Pellegrini, José Mourinho oder den künftigen Bayern-Coach Carlo Ancelotti denken. Ein großes Problem sei auch, dass Pérez die Autorität des Trainers untergrabe. "Er schwirrt immer um einen herum, redet mit der Presse und mit den Spielern . . .", klagte Benítez. "Das ist nicht einfach, erst recht nicht, wenn du mal in England gearbeitet hast." Benítez war einst in Liverpool und beim FC Chelsea angestellt.

Ungemach droht Real Madrid derweil aus Brüssel. Drei EU-Parlamentarier aus ebenso vielen Ländern forderten die Europäische Kommission auf, den 100-Millionen-Euro-Transfer von Gareth Bale (vormals Tottenham Hotspur) aus dem Jahr 2013 unter die Lupe zu nehmen. Aus Dokumenten der Enthüllungsplattform "Football Leaks", die von der englischen Zeitung The Telegraph veröffentlicht wurden, gehe hervor, dass bei dem Transfer spanische Banken als Bürgen eingeschaltet wurden, die im Jahr 2012 mit bis zu 100 Milliarden Euro aus öffentlichen Mitteln vor der Pleite bewahrt worden waren. Darunter sei auch das Skandal-Institut Bankia gewesen. Die Abgeordneten vermuten, dass das finanzielle Risiko für den schillernden Einkauf beim europäischen Steuerzahler hätte landen können. Zudem könnte Real Madrid gegen das EU-Wettbewerbsrecht und die Vorgaben über staatliche Beihilfen verstoßen haben.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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