Qualifikations-Auslosung:Bierhoffs gutes Händchen

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Titelverteidiger Deutschland erwarten auf dem Weg zur WM 2018 leichte Gegner. "Wir sind zufrieden", sagt Bundestrainer Löw. Russlands Präsident Wladimir Putin und Fifa-Boss Joseph Blatter demonstrieren den Schulterschluss.

Als Oliver Bierhoff selbst die rote Kugel mit dem blauen Schildchen "Germany" aus dem Lostopf gefischt hatte, strahlte der Nationalmannschafts-Manager. "Ich freue mich, dass wir nicht gegen Italien und Frankreich spielen", sagte Bierhoff nach der Auslosung der WM-Qualifikation für das Fußball-Turnier 2018 in Russland. Und auch Bundestrainer Joachim Löw ist zufrieden: "Eine interessante Gruppe mit guten Gegnern. Wir sind natürlich zufrieden mit der Auslosung."

Seine Mannschaft muss sich in der im September 2016 beginnenden Ausscheidungsrunde für das Turnier in Russland mit Tschechien, Nordirland, Norwegen, Aserbaidschan und San Marino auseinandersetzen - eher leichte Gegner. "Wenn man sieht, was alles hätte geschehen können, mit den Gruppen mit Holland und Frankreich, Italien und Spanien, dann können wir zufrieden sein. Es ist auch eine gute Gruppe mit überschaubaren Reisestrapazen", bemerkte Bierhoff zu der Konstellation in Gruppe C.

Kracherspiele gegen die beiden Ex-Champions wird es für den viermaligen Weltmeister Deutschland auf dem Weg nach Russland nicht geben. Die neun Gruppensieger sind direkt für die WM qualifiziert. Die acht besten Gruppenzweiten ermitteln in Playoffs die weiteren vier europäischen WM-Starter. "Oliver Bierhoff hatte sicherlich ein gutes Händchen. Es hätte auch viel schwerer kommen können. Aber: Alle Spiele müssen erst noch gespielt werden. Wir werden alle ernst nehmen", warnte der DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock.

Was für ein Spaß: Oliver Bierhoff, zieht das Los von Deutschland während der Auslosung der europäischen Gruppe. (Foto: dpa)

Bloß niemanden unterschätzen!

Tschechien ist als 20. der Weltrangliste der wohl härteste Kontrahent für die DFB-Auswahl, die in der WM-Ausscheidung überhaupt erst zwei Spiele verloren hat. Nordirland steht auf Rang 37, Norwegen auf 67, Aserbaidschan auf 108 und San Marino nur auf 192 im Fifa-Ranking. Gegen alle Gegner hat sich Deutschland schon in früheren Qualifikationen für EM- oder WM-Turniere durchgesetzt. "Tschechien ist sicherlich die Mannschaft aus dem schweren Topf, aber man darf auch die anderen nicht unterschätzen", sagte Bierhoff.

Zusammen mit dem russischen Rekordtorschützen Alexander Kerschakow zog der Europameister von 1996 vor 2000 Ehrengästen im Saal die Lose für die europäischen Gruppen. Eigentlich hatte der Weltverband Löw für die Rolle angefragt, der Bundestrainer verzichtete aber auf die Reise nach Russland. Insgesamt gehen 206 Teams weltweit in das Ausscheidungsrennen um die 31 Endrunden-Plätze 2018 neben Gastgeber Russland. "Jede Qualifikation hat ihren Reiz und ihre Gefahren, das sehen wir jetzt an der EM-Qualifikation. Im Vergleich ist es aber eine mittelschwere Gruppe", sagte Bierhoff. Der Manager verwies zwar auf die WM-Vorfreude, die er in Russland spüre, sagte aber in der ARD: "Es ist eine große Chance, sich wieder anzunähern. Man merkt aber, wie bedrückend die Stimmung ist. Man spürt, wie viel Kritik auf der Fifa liegt."

Blatter, Putin und der Friedensschluss

Eröffnet wurde die Auslosungsshow vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und Fifa-Boss Joseph S. Blatter, der bereits am Donnerstag erstmals seit den Verhaftungen von sieben Fifa-Funktionären in Zürich am 27. Mai wieder ausländischen Boden betreten hatte. "Wir werden nicht nur Fußball spielen, sondern auch dadurch Frieden schließen. Fußball ist eine Geste des Respekts und des Friedens", sagte Blatter.

Bei der Gala-Show in der früheren Residenz der russischen Zaren zeigten Russlands Präsident Wladimir Putin und der angeschlagene Fifa-Chef demonstrativ den Schulterschluss. "Es ist eine gute Chance, zu zeigen, wie weltoffen Russland ist", sagte Putin, bevor die Opernstars Chibla Gersmawa und Wassili Gerello das berühmte Lied "Moskauer Abende" sangen. Blatter gilt als Freund des 63-Jährigen und äußert sich immer wieder überschwänglich über das größte Land der Erde - im Unterschied zum Großteil der alten Fußballwelt, die über Vetternwirtschaft in der Fifa und auch bei Russland debattiert. Der Gastgeber, so lautet der Vorwurf, habe dem Sieg womöglich mit Geschenken nachgeholfen.

Blatter, der im Februar kommenden Jahres seinen Platz räumen wird, entgegnete vor einem doppelten Händedruck mit Putin: "Wir wissen, dass Russland ein fantastischer Gastgeber sein wird."

Hinter verschlossenen Türen wurde in St. Petersburg auch über die Blatter-Nachfolge verhandelt, für die unter anderem Uefa-Boss Michel Platini infrage kommt, der im Gegensatz zu DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ebenfalls in Russlands zweitgrößter Stadt zugegen war.

© SZ vom 26.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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