Pyrenäen-Etappe:"Wirklich ein unglaublicher Tag"

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"Ein supergeiles Gefühl. Das ist das größte Erlebnis meiner Karriere": Emanuel Buchmann über seinen dritten Platz auf der elften Tour-Etappe. (Foto: Lionel Bonaventure)

Der 21 Jahre alte Ravensburger Emanuel Buchmann beendet die schwere elfte Etappe überraschend als Dritter.

Von Johannes Aumüller, Cauterets

Eine knappe Stunde nach seiner beeindruckenden Fahrt sah Emanuel Buchmann schon wieder erstaunlich erholt aus. Normalerweise geben die Fahrer ihre Statements noch in ihrer verschwitzten Radkluft ab, aber Buchmann stieg erst einmal in den Bus seiner Bora-Mannschaft, duschte sich - und kam im Freizeitlook wieder heraus: graues T-Shirt, knielange schwarze Hose, rote Turnschuhe, so stand er in der Pyrenäen-Sonne. Viele der vorbeischlendernden Radsportfans dürften da nicht erkannt haben, dass es sich bei diesem jungen Mann mit dem leichten Pflaum an Lippe, Wangen und Kinn um einen der Pedaleure handelte, der den Tour-de-France-Tag entscheidend mitgeprägt hatte.

Platz drei hatte Buchmann, 22 und geboren in Ravensburg, bei der schweren Pyrenäen-Etappe über den Col du Tourmalet hinter dem Polen Rafal Majka und dem Iren Daniel Martin belegt. Das war ein verblüffendes Ergebnis. Es kam in den vergangenen Jahren nicht allzu oft vor, dass sich deutsche Fahrer in Bergetappen auf dem Podium behaupten konnten; dem in Dopingfragen einschlägig belasteten Andreas Klöden gelang es zuletzt 2013 in Le Grand-Bornand, Tony Martin vor sechs Jahren am Mount Ventoux. Und nun also dieser Auftritt von Buchmann. "Das ist wirklich ein unglaublicher Tag", fand der.

Zwischendurch hatte er selbst nicht mehr an ein so gutes Ende geglaubt. Denn nachdem er sich in die siebenköpfige Fluchtgruppe gekämpft hatte, die Christopher Froomes Sky-Team großzügig gewähren ließ, bekam Buchmann auf der Abfahrt vom Tourmalet Krämpfe, "zehn Kilometer lang konnte ich nicht mehr richtig treten", berichtete er.

Schon seine Nominierung für den Tour-Kader war eine Überraschung gewesen, ebenso sein Auftritt bei der deutschen Meisterschaft in Bensheim kurz vor der Frankreich-Rundfahrt, als er sich den nationalen Titel sicherte. Bei der Tour sollte er vor allem als Helfer für seinen Bora-Kapitän und Zimmerkollegen Dominik Nerz agieren. Am ersten Pyrenäentag tat Buchmann das am Schlussanstieg nach La Pierre auch noch brav, "obwohl ich wohl noch schneller hätte hochfahren können", wie er selbstbewusst kundtat. Am Mittwoch aber stieg Nerz aus, der Magen hatte ihm zu schaffen gemacht. So durfte es Buchmann selbst versuchen.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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