Prominente Debütanten:Extrem selbstkritisch

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Julian Draxler bei seinem Bundesliga-Debüt für Wolfsburg. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Julian Draxler geht nach seinem ersten Spiel für den VfL hart mit sich ins Gericht, obwohl er wie Dante zu den Besseren gehört.

Von Christoph Ruf, Ingolstadt

Julian Draxler war der erste Wolfsburger Spieler, der in Ingolstadt in die Mikrofone sprach. Das ergab auch Sinn, schließlich war die Leistung des prominenten Zugangs der Punkt, der die Beobachter nach einem 0:0 ohne größere Torraumszenen am meisten umtrieb. Und siehe da, der Kandidat zeigte sich überaus selbstkritisch, so dass es einiges zu notieren gab. "Manchmal hat bei mir der Zug zum Tor und die Konsequenz beim letzten Pass gefehlt", bekannte Draxler, der sich in punkto Nervosität ein wenig "wie beim ersten Bundesligaspiel überhaupt" vorgekommen war. "Ich habe auf dem Platz schon gemerkt, dass ich manche Mitspieler, die unter der Woche bei der Nationalmannschaft waren, erst seit zwei, drei Tagen kenne."

Ganz so kleinlaut hätte der 15-fache Nationalspieler allerdings gar nicht sein müssen, denn so schwach wie er sich offenbar selbst gesehen hatte, war er gar nicht gewesen. Dramaturgisch geschickt hatte der vermeintliche Herzens-Schalker sogar die erste Halb-Chance für die Wölfe, als er Marvin Matip stehen ließ und an FCI-Keeper Ramazan Özcan scheiterte. Und als er nach gut einer Stunde erneut statt dem Tornetz Özcan traf (64.), war das sogar eine der beiden besten Chancen seiner Elf während des gesamten Spiels. Kein Wunder also, dass sein Coach Dieter Hecking an seinem 51. Geburtstag milde gestimmt war. "Dass Draxler und Dante beide nach so kurzer Zeit in der Startelf standen, zeigt ja auch, dass wir ein wahnsinniges Vertrauen in sie haben." Zudem sei es schließlich "ganz normal, dass das ein oder andere nicht so sitzt, wenn man seine erstes Spiel für den neuen Verein macht".

Das wiederum war eine ebenso gut gemeinte wie missverständliche Aussage, denn der zweite Neue im Team, der ehemalige Münchner Dante, war in Ingolstadt gleich einer der Besten. Und das nicht nur in der Defensive, wo der Wuschelkopf per Fuß und Haupt so gut wie alles abräumte, was in seine Sphären drang, sondern auch als Ballverteiler, wo er ein ums andere Mal den Job des Kollegen Gustavo auf der Sechserposition übernahm. Dass an diesem Samstag nur wenige Wolfsburger wie Dante und viele wie Gustavo spielten, war dann auch das eigentliche Problem des Favoriten.

© SZ vom 13.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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