Profi-Fußball:Blatter wirft großen Klubs "Menschenhandel" vor

Weltverbands-Präsident Sepp Blatter hat die europäischen Spitzenklubs wegen ihrer Personalpolitik scharf angegriffen. "Ich finde es nicht in Ordnung, wenn nicht sogar verabscheuungswürdig, wenn reiche Klubs Scouts auf Einkaufstouren nach Afrika, Südamerika oder Asien schicken, um dort die vielversprechendsten Spieler zu 'kaufen'".

Das schrieb der Fifa-Boss in einer Kolumne der Londoner Financial Times: "Die führenden Klubs in Europa benehmen sich mehr und mehr wie Neo-Kolonialisten und scheren sich nicht um die Kultur, sondern begehen sozialen und wirtschaftlichen Diebstahl. Würde und Integrität sind dabei, auf der Strecke zu bleiben in einem Geschäft, das zu einem modernen Menschenhandel wird."

Manche Teams, beispielsweise in England, seien dermaßen mit ausländischen Spielern besetzt, "dass sie es schon nicht mehr verdienen, als englisch angesehen zu werden". Diese Entwicklung will der Schweizer stoppen: "Wenn wir nicht aufpassen, droht der Fußball zu einem Spiel des Neides zu mutieren - ein Trend, dem ich entschieden entgegenwirken werde", schrieb Blatter. Zudem werde er aufpassen, dass der Fußball nicht "das Spielzeug reicher Männer" werde.

In der Doping-Problematik drohte Blatter nach dem "Fall Rio Ferdinand", der vom englischen Verband nach einer versäumten Urinprobe zwar für Länderspiele gesperrt wurde, aber die Freigabe für Einsätze in seinem Klub Manchester United erhielt, mit einer Verschärfung der Fifa-Sanktionen.

"Es waren er, sein Klub und der englische Verband, die die Bestimmungen nicht sofort umgesetzt haben. Wenn die Fifa so etwas erkennt, ist es ihre Pflicht einzuschreiten", erklärte der Fifa-Chef: "Wenn sich so ein Verhalten durchsetzt, könnten wir in Betracht ziehen, ein Gesetz einzuführen, das lebenslange Sperren gegen die überführten Spieler sowie Zwangsabstiege der Klubs möglich macht. Wenn die Vereine ihre Spieler nicht kontrollieren können, wer dann?"

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