Pferdesport:Und jetzt Weltfrieden, bitte!

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Weit voraus: Jockey Victor Espinoza gewann auf American Pharoah bei den Belmont Stakes. (Foto: Bill Kostroun/AP)

American Pharoah gewinnt als erst zwölftes Pferd überhaupt die Triple Crown, eine der am schwierigsten zu erlangenden Trophäen im US-Sport.

Von Joachim Mölter, New York/München

Als der Pferde- trainer Bob Baffert am Samstag auf der Tribüne der New Yorker Galopprennbahn Platz nahm, spielten sie über die Laut- sprecher zufällig Frank Sinatras berühmtes Lied "New York, New York" ein, die Liedzeile "I'm king of the hill, top of the heap", wie ein Reporter des Internetportals ESPN.com notierte. Wenig später durfte sich der 62 Jahre alte Baffert, ohnehin einer der Erfolgreichsten seiner Zunft, tatsächlich als König des Hügels fühlen, auf der Spitze des Haufens. Da hatte der von ihm betreute Hengst American Pharoah vor 90 000 Zuschauern auch die Belmont Stakes gewonnen, das Finale einer mit insgesamt 2,94 Millionen Dollar Siegprämie dotierten Rennserie für Dreijährige, die "Triple Crown", Dreifach-Krone - eine der am schwierigsten zu erlangenden Trophäen im amerikanischen Sport.

Die Geschichte der Rennen um die "Triple Crown" - des Kentucky Derbys in Lexington am ersten Mai-Samstag, der Preakness Stakes in Baltimore am dritten Mai-Wochenende sowie der Belmont Stakes am ersten Juni-Samstag - reicht bis 1890 zurück. American Pharoah ist erst das zwölfte Pferd, das mit der Triple Crown gekrönt wurde, und das erste seit 1978. Von 1948 bis 1973 war mal ein Vierteljahrhundert vergangen zwischen zwei Krönungsfeiern, aber nun waren es 37 Jahre geworden; viele Pferdefreunde glaubten, es würde nie mehr einen Triple-Crown-Sieger geben. "Genauso gut könnte man auf den Weltfrieden hoffen", hatte ESPN.com nach American Pharoahs Sieg in Baltimore die Erwartungen gedämpft.

Seit Affirmeds Triumph von 1978 waren 13 Vollblüter mit der Chance auf die Triple Crown nach New York gereist. Einige waren knapp dran, gescheitert sind sie alle, auch drei von Bafferts Pferden. Die Belmont Stakes sind mit anderthalb Meilen, rund 2400 Metern, das längste der drei Rennen; das sandige Geläuf fordert die letzten Kräfte nach zwei ohnehin strapaziösen Ritten in vergleichsweise kurzer Zeit - das macht den Sieg in New York so schwierig. Vor allem, wenn ein Triple-Crown-Aspirant auf frische Gegner trifft.

Schon ein Erfolg in einem Triple-Crown-Rennen reicht, um den Wert eines Vollbluts zu vervielfachen; allein die Zucht- prämien von Affirmed beliefen sich nach 1978 auf 14 Millionen Dollar. Die Zuchtrechte für American Pharoah hat sein Besitzer Ahmed Zayat, ein gebürtiger Ägypter, neulich für eine ungenannte Summe an eine Farm in Kentucky verkauft, nachdem er über 20-Millionen-Dollar-Angebote nicht mal verhandelt hatte. Zayat kommt das Geld gerade recht, er wird wegen offener Rechnungen juristisch belangt. Aber jetzt sitzt ja auch er auf der Spitze eines Haufens. Eines Haufen Geldes.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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