Pferd International:Werben um die Städter

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250 Teilnehmer aus 27 Nationen, 500 Pferde, 39 Wettbewerbe: Bei der 33. Auflage der Pferd International kämpfen die Reiter um ihre Olympia-Qualifikationen.

Von Jan Geißler

Am Sonntag war Hans-Peter Schmidt in Mannheim. Genauer: auf dem Maimarkt, das ist eine der größten regionalen Verbraucherausstellungen Deutschlands, in deren Rahmen auch das Maimarkt-Reitturnier ausgetragen wird. Eine traditionsreiche Veranstaltung auf internationalem Niveau. Und dennoch kommt sie offenbar nicht an die Pferd International heran, wie der Präsident des bayerischen Reit- und Fahrverbandes bei seinem Besuch feststellte: "Nirgendwo auf der Welt gibt es so ein tolles Gelände wie in München." Die Rede ist von der Olympia-Reitanlage in Riem, wo von diesem Donnerstag an bis Sonntag die 33. Auflage des größten Pferdefestivals Süddeutschlands stattfindet. Die Anlage, auf der 1972 bereits die olympischen Springreiter antraten, sei prädestiniert für Pferdesport. "Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich hier herkomme", sagt Schmidt. Zugegeben: Er ist da als Bayer nicht ganz unparteiisch.

Andererseits wäre ohne Reiter, Pferde und einen gut gefüllten Programmkalender auch die tollste Anlage der Welt keinen Besuch wert. Jürgen Blum, Geschäftsführer bei der Pferd International, ist sich allerdings sicher, dass es an nichts fehlen wird, vor allem die "Städter", wie sie Blum nennt, sollen wieder verstärkt angesprochen werden. Erst recht, da der Reitsport in der Vergangenheit zusehends aus den Stadtzentren vertrieben wurde, in die eher ländlichen Räume.

"Der Vorverkauf lief besser als im letzten Jahr", sagt Geschäftsführer Jürgen Blum

Die Eckpfeiler der Pferd International sollen unverändert bleiben: Spitzensport, Schau und Messe. 60 000 Zuschauer hat das im vergangenen Jahr nach Riem gelockt, ähnlich viele sollen es auch dieses Mal werden. "Der Vorverkauf lief besser als im letzten Jahr", sagt Blum, der mit vielen spannenden Wettkämpfen rechnet. Vor allem die Reiter der "Working Equitation" haben es ihm angetan: Erstmals wird deren Europameisterschaft im Rahmen der Pferd International ausgetragen. Eine Vielseitigkeitsdisziplin, die in vier Teilbereichen die Fähigkeiten von Pferd und Reiter prüft. "Das ist mal etwas anderes, weil das Abschneiden nicht von der Qualität des Pferdes abhängt", beschreibt Blum das Besondere der Disziplin, die sich über alle vier Veranstaltungstage verteilt. Die Harmonie zwischen Mensch und Tier sei viel wichtiger. Nach EM-Bronze 2008 und Silber bei der Weltmeisterschaft 2014 hat die deutsche Mannschaft gute Chancen, ein weiteres Mal Edelmetall zu gewinnen.

Insgesamt haben sich über 250 Reiter aus 27 Nationen angekündigt. Mit ihnen kommen rund 500 Pferde nach München, die bei insgesamt 39 Wettbewerben in Dressur und Springen antreten. Höhepunkt der Großveranstaltung dürfte der Dressur-Wettkampf am Sonntag werden, ein Fünf-Sterne-Turnier, neben Aachen das einzige in Deutschland. In Olympiasiegerin und Weltmeisterin Isabell Werth, Lokalmatadorin Jessica von Bredow-Werndl und der Spanierin Beatriz Ferrer-Salat kämpfen hier gleich mehrere Weltklassereiter um die Olympia-Qualifikation.

"Ich bin schon ganz gespannt, wie er sich schlägt", sagt Lisa Müller über ihren Oldenburger

Im Springen könnte Bruce Goodin den Großen Preis des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum dritten Mal in Serie gewinnen. Der 44-jährige Neuseeländer, der im schwäbischen Altisried eine zweite Heimat gefunden hat, nahm von 1992 bis 2008 an vier Olympischen Spielen teil. Eine Reiterin, die das Triple verhindern möchte, ist Simone Blum. Die Tochter von Veranstaltungsleiter ist Zweite der deutschen Meisterschaften und durfte sich zuletzt über Podestplätze beim Grand Prix in Italien freuen.

Die besten Nachwuchspferde gibt es beim Nürnberger Burg-Pokal zu sehen, einem Wettbewerb, aus dem alle deutschen Olympia-Pferde der letzten Jahre hervorgegangen sind. Auch Lisa Müller, die Ehefrau von Fußball-Nationalspieler Thomas Müller, wird hier eines ihrer Pferde vorstellen. "Ich bin schon ganz gespannt, wie er sich schlägt", sagte sie über den neunjährige Oldenburger Stand by me. Müller wird außerdem am Donnerstag in der Dressur mit dem 13-jährigen Dave antreten.

Auch wenn die Vorhersagen für die kommenden Tage gutes Wetter versprechen, hatte Hans-Peter Schmidt noch eine Bitte: "Ich bitte Sie, dafür zu beten."

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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