Personalien bei Schalke 04:Politischer Poker

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Ein Urlaubsantritt und ein vorgezogener Wechsel auf dem Managerposten: Bei Schalke 04 deutet alles auf den neuen Coach Markus Weinzierl hin. Ungewiss ist nur noch die Höhe der Ablösesumme für den bisherigen Augsburger Trainer.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Schalkes Trainer André Breitenreiter hat am Donnerstag mitgeteilt, er werde nach dem Spiel in Hoffenheim in Urlaub gehen. Diese Meldung an sich ist zwar nicht geeignet, die Zeitungen im Ruhrgebiet zu Extraausgaben zu bewegen, einen gewissen Erkenntniswert enthält sie aber doch. Zumindest dann, wenn man sie ins Verhältnis setzt zu der Ankündigung des Vereins, dass Christian Heidel bereits an Pfingstsonntag sein neues Amt als Sportvorstand des FC Schalke antreten wird, nachdem Horst Heldts Zuständigkeit am Samstag um Mitternacht endet.

Ein Trainer, der erst mal Ferien macht, während der neue Sportdirektor seine freien Tage opfert, um schleunigst die Arbeit aufzunehmen - das passt nicht recht zusammen. Es sei denn, der Trainer weiß, dass er seinen Platz räumen muss.

Immer mehr verdichten sich die Indizien, wonach Schalke nicht nur einen neuen Manager, sondern auch einen neuen Trainer bekommt. Während Breitenreiter ungewohnt gelöst beim Pressetermin in Gelsenkirchen erklärte, am Samstag wüssten "alle mehr", tat Markus Weinzierl beim Pressetermin in Augsburg kund: "Wir haben am Samstag das letzte Saisonspiel. Danach werde ich mich äußern. Noch ist nichts klar." Ungeklärt ist wohl die Höhe der Entschädigung, die Augsburg für den bis 2019 gebundenen Trainer erhalten soll. Diese Zahlung hat den Charakter eines Politikums - weniger wegen des Betrags, um den verhandelt wird (bis zu fünf Millionen Euro) als wegen der öffentlichen Wirkung, welche die mutmaßliche Rekordzahlung hervorruft. Auch im Zeitalter der wuchernden Ablösesummen für 18-jährige Talente erregt es immer noch Aufsehen, wenn ein Trainerwechsel ein paar Millionen kostet.

Dass Heidel tatsächlich am Sonntag auf Schalke zur Arbeit erscheint, wird im Übrigen bezweifelt. Und zwar von seinem Vorgänger Horst Heldt: "Christian Heidel wird von Mainz angemessen verabschiedet werden und am Sonntag noch im Delirium sein." Die wesentlichen Dinge scheint Heidel aber ohnehin geklärt zu haben.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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