Olympia in Südkorea:Unmut über Team-Vereinigung

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Sportpolitiker feiern Koreas gemeinsames Team im Frauen-Eishockey. Doch die Spielerinnen des Südens fühlen sich übergangen, fürchten um ihren Erfolg und überhaupt - warum vereinigt man nicht das Männer-Team?

Der historische Olympia-Deal zwischen Nord- und Südkorea ruft auch Widerstand hervor. Die Entscheidung, dass die verfeindeten Länder bei den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) ein gemeinsames Frauen-Eishockeyteam an den Start schicken, ist vor allem im Gastgeberland umstritten.

Eine Online-Petition an die südkoreanische Regierung mit rund 40 000 Unterstützern fordert eine Abkehr von der beim Gipfeltreffen in Lausanne getroffenen Entscheidung. "Die südkoreanischen Athleten werden zu Opfern der Entscheidung der Regierung, ein gemeinsames Eishockeyteam zu bilden, und das nur wenige Wochen vor Olympia", sagte Politikerin Na Kyung-won der Korea Times. Auch innerhalb der Mannschaft gibt es Unmut. Sie sei anfangs "geschockt" gewesen, verriet Sarah Murray, die kanadische Nationaltrainerin des südkoreanischen Teams.

Die Idee gefalle ihr zwar, aber es sei schwierig, "kurz vor Olympia Spielerinnen aufnehmen zu müssen". Die Stimmung zwischen Nord- und Südkoreanern dürfte auch unter Sportlern nicht die beste sein, zudem werden nun einige Südkoreanerinnen nicht auflaufen können. Denn mindestens drei Nordkoreanerinnen müssen auf dem Aufstellungsbogen stehen. Murray sorgt sich aber auch um den sportlichen Erfolg. Sie glaube nicht, dass auch nur eine Nordkoreanerin ihre ersten drei Reihen tatsächlich verbessern könne.

"Das ist ganz klar kein Beispiel für Gleichberechtigung."

Verstärkt durch Amerikanerinnen und Kanadierinnen mit südkoreanischen Wurzeln hat das Murray-Team den Rivalen sportlich längst überflügelt, nun will es auch die Großen ärgern, was durch die politisch erzwungene Vereinigung schwieriger werde. Die Mannschaft sei "seit Jahren eingespielt und muss nun fremde Spielerinnen integrieren", sagt die deutsche Nationaltorhüterin Jennifer Harß. "Auch das Frauen-Eishockey hat sich weiterentwickelt. Wenn es einen Leistungsabfall unter den Spielerinnen gibt, dann macht sich das auf dem Eis auch bemerkbar." Wie Harß, so begrüßt auch Hayley Wickenheiser von der IOC-Athletenkommission grundsätzlich die politische Botschaft. Die frühere Weltklasse-Eishockeyspielerin kritisiert aber die fehlende Gleichbehandlung. Dass nicht auch bei den Männern ein gemischtes Team an den Start geht, sei "ganz klar kein Beispiel für die Unterstützung und Förderung der Gleichberechtigung in der olympischen Bewegung", sagte Wickenheiser dem Branchendienst insidethegames.

Politiker und Funktionäre stellen dagegen lieber die historische Bedeutung der Teamvereinigung heraus: "Die Auswirkung wird groß sein für das Frauen-Eishockey", sagte René Fasel, Präsident des Weltverbandes IIHF.

© SZ vom 23.01.2018 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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