Oberstdorf:Monate der Eröffnung

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Noch 28 Tage bis zur Ski-WM in Oberstdorf - für Springer Georg Späth und seine Heimatgemeinde hat sie längst begonnen.

Von Thomas Hahn

Den Berufswunsch Weltmeister trägt der Skispringer Georg Späth, 23, schon seit geraumer Zeit mit sich herum, davon darf man wohl ausgehen, auch wenn er selbst nicht viel davon spricht. Vermutlich stammt der Wunsch sogar noch aus der Zeit, als Späth ein braver Oberstdorfer Sprungschüler war, und verstärkte sich noch im Sommer 2000, als klar war, dass seine Heimatgemeinde die Nordische Ski-WM 2005 würde veranstalten dürfen. Und jetzt? Sind es noch 28 Tage bis zum großen Ereignis und Georg Späth zählt längst nicht mehr nur zur Allgäuer Prominenz, sondern zu den besten Deutschen seines Fachs. Im Sommer hat er in einem ARD-Werbespot mitspielen dürfen, und gestern trat er bei einer Pressekonferenz zum Thema Ski-WM in der Bayerischen Staatskanzlei in München auf an der Seite von Ministerpräsident Edmund Stoiber und Kultusministerin Monika Hohlmeier, was der Sportsoldat Späth selbst ¸¸schon "ne ganz schöne Abwechslung" im strengen Trainingsalltag nannte.

Keine Frage, für einen wie ihn beginnt so eine WM weit vor der Eröffnungsfeier. Über mangelndes Interesse an seiner Person kann er sich jedenfalls nicht mehr beklagen, was sicher nicht nur daran liegt, dass er in der vergangenen Saison der beste Deutsche im Weltcup war (als Neunter), bei der Skiflug-WM Vierter wurde und in diesem Winter so viele Podestplätze gesammelt hat wie kein anderer deutscher Skispringer (nämlich zwei dritte Ränge). Er ist offizieller WM-Botschafter und einziger einheimischer Sportler, der jetzt schon als Fixstarter feststeht. Der Oberstdorfer Bub greift an seiner Heimatschanze nach den Sternen, das ist die Geschichte, und sie bekommt noch dadurch eine besondere Note, dass Späth in unmittelbarer Nachbarschaft des Stadions am Schattenberg wohnt.

Dass das Unternehmen nicht unbedingt mit einem Erfolg enden muss, spielt dabei keine Rolle. Späth vereint die Begehrlichkeiten im Skispringen auf sich. Bundestrainer Peter Rohwein hat ihn zur leibhaftigen Medaillenchance ausgerufen, und wenn Stoiber hofft, dass sich ¸¸da nochmal eine heimische Explosion" ereignen könnte, ist natürlich auch Späth gemeint. Georg Späth ist das Gesicht dieser WM, und als solches hat er seit Monaten schon Fragen zu seinen Aussichten bei den vier Spezialsprung-Konkurrenzen der WM zu bearbeiten. Er tut dies sachlich wie ein Schanzenbeamter. Verspricht nicht zu viel und nicht zu wenig und balanciert so geschickt zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Was seine persönlichen Ambitionen angeht, bleibt Späth zurückhaltend, aber er sagt auch: ¸¸Im Team wollen wir auf jeden Fall eine Medaille. Das muss unser Ziel sein."

Für Oberstdorf selbst hat die WM erst recht schon längst begonnen. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen, es hat eine ganze Reihe von WM-Proben gegeben (als letzte folgt am Wochenende ein Continental-Cup im Langlauf), und seit einem halben Jahr spürt Bürgermeister Thomas Müller verstärkt die Effekte der erfolgreichen Bewerbung. ¸¸Die Medienaufmerksamkeit ist in einem Maße gestiegen, wie wir es die letzten Jahre so in keinster Weise miterleben durften", sagt er. Fast täglich empfängt er Berichterstatter von Presse, Funk und Fernsehen, durchs ganze Land sind die Oberstdorfer Organisatoren schon gereist, um ihre WM vorzustellen, und die neu angelegten Loipen sind voller Gäste. Die WM soll auch eine Werbung für den Tourismus-Standort Oberstdorf sein, und Müller stellt fest: ¸¸Diese Rechnung scheint aufzugehen." Die Frage ist nur, wie viel von den Effekten bleibt, wenn die WM am 27. Februar vorbei ist.

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