Noveski-Abschied beim Mainzer 2:0 -:Der Eisenmann weint

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Elf Jahre lang hat Nikolce Noveski die Abwehr des FSV Mainz zusammengehalten und geholfen, den Klub als Marke zu etablieren. Nun nimmt er seinen Abschied und lässt sich von den Fans feiern.

Von Tobias Schächter, Mainz

Und dann musste er auch noch zur Dopingprobe. Aber Nikolce Noveski konnte einfach nicht, selbst anderthalb Stunden nach dem Abpfiff seines letzten Heimspiels für den FSV Mainz 05 musste der Mann noch Interviews geben. Eigentlich war dieses 2:0 des FSV Mainz 05 gegen den 1. FC Köln nach Toren von Ja-Cheol Koo (47.) und Jairo Samperio (83.) angesichts der anderen Abstiegsduelle ja völlig unwichtig an diesem Bundesligaspieltag. Aber der Abschied von Nikolce Noveski nach elf Jahren und 304 Spielen für den FSV Mainz 05 geriet zum großen Drama.

Als der "Eisenmann", wie ihn die offizielle Homepage von Mainz 05 nannte, drei Minuten vor dem Abpfiff ausgewechselt wurde und die Menschen im fast vollen Stadion seinen Namen skandierten, da konnte der harte Verteidiger seine Rührung nicht mehr zurückhalten. Er weinte. Nach dem Abpfiff blieben mehr als 20.000 Menschen noch lange in der Arena, um der 36 Jahre alten Klublegende zu huldigen, schließlich hatte der Mazedonier seit seinem Wechsel vor elf Jahren von Erzgebirge Aue den Aufstieg des Mainzer Klubs zur Marke in der Bundesliga maßgeblich mitgeprägt. Und Angebote anderer Klubs trotz besserer Verdienstmöglichkeiten immer wieder abgelehnt: "Mir hat es hier jeden Tag Spaß gemacht, zum Training zu kommen", sagt Noveski nun.

Der Sieg macht es nicht weniger traurig: Nikolce Noveski verlässt den FSV Mainz 05 zum Saisonende. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

FSV-Manager Christian Heidel kündigte ein Abschiedsspiel für den treuen Abwehrmann im Sommer an, Noveski wird nach Dimo Wache nun zum zweiten Ehrenspielführer des Klubs ernannt. "Du bist mit kilometerweitem Abstand Rekordspieler von Mainz 05 in der Bundesliga und ein Sinnbild für unseren bescheidenen Erfolg in den letzten Jahren", rief FSV-Manager Christian Heidel dem langjährigen Kapitän übers Stadionmikrofon vor der Fankurve zu: "Egal, was passiert, du wirst immer Bestandteil von Mainz 05 bleiben. Dir stehen hier alle Türen offen."

Vielleicht mal Pressesprecher? Der Wortkarge macht Witze

Der Geehrte nahm die Vorlage auf und konterte mit einem Witz: "Vielleicht nehme ich ja eine Stelle in der Kommunikationsabteilung an", erklärte Noveski, der für vieles bekannt ist, nicht aber für viele Worte. Die Mainzer Fans hatten schon vor dem Spiel auf einem Banner den Charakter des Innenverteidigers beschrieben: "Viele Taten, wenige Worte - danke für alles."

Auf den Stadionleinwänden wurden noch einmal Szenen seiner Mainzer Laufbahn gezeigt. Der wortkarge Mazedonier gab sich vor dem Spiel ein bisschen enttäuscht, dass er erst kurzfristig von seinem Abschied aus Mainz erfahren habe. Nun aber, nach all den warmen Worten, nach all der Wertschätzung für seine Leistungen, klang er versöhnlich. Vielleicht, sagte er, hänge er noch ein Jahr im Profifußball dran, er fühle sich noch fit.

Warum die Mainzer mit ihrer langjährigen Leitfigur nicht mehr verlängern wollten, erklärte Trainer Martin Schmidt. Für den bald 37-Jährigen werde es schwer, die Leistung über eine ganze Saison hochzuhalten, erklärte der Schweizer: "Und ein Spieler wie Noveski hat es nicht verdient, auf der Tribüne zu sitzen. Er hat es verdient, als großer Spieler zu gehen. Das kann er jetzt." Schon in dieser Saison lief es nicht mehr so, wie Noveski sich das vorgestellt hatte. Oft saß der Routinier nur auf der Bank oder auf der Tribüne. Man wolle den Umbruch in der Innenverteidigung jetzt, sagt Schmidt.

Auf einen anderen Liga-Rekord würde Nikolce Noveski eher verzichten. Wie der frühere HSV-Profi Manfred Kaltz traf auch er sechs Mal ins eigene Tor. Der Mainzer benötigte dafür 254 Bundesligaspiele, Kaltz 574. Gegen Köln hätte Noveski aber fast sein neuntes Tor in des Gegners Kasten geschafft - doch er drosch den Ball aus fünf Metern einen Meter über die Latte (57.), am Ende machte es nichts: Bei seinem Abschied vom FSV hat Noveski auch ohne eigenen Torjubel festgestellt: "Die Leute haben gemerkt, dass ich immer alles gegeben habe. Und dass das heute so zurückkommt, ist einfach nur schön."

© SZ vom 17.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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