Selten hat ein Vorname schlechter zu einem Menschen gepasst als Cesare zu Maldini. Als Cesare Maldini selbst noch Fußball spielte, in den 50er und 60er Jahren, waren andere die Cäsaren des Weltfußballs, nicht ein Abwehrspieler vom AC Mailand. Und als er dann Trainer war, als Assistent von Enzo Bearzot 1982 den Weltmeistertitel mit Italien holte, mit der U-21-Mannschaft drei Mal Europameister wurde und schließlich von 1996 bis 1998 als Chefcoach der Squadra Azzurra arbeitete, da hatte er immer noch nichts Cäsarenhaftes an sich. Weit entfernt von Feldwebel-Allüren oder von revolutionären Ambitionen setzte er auf die gute alte Manndeckung. Mit 70 Jahren hatte er bei der WM 2002 einen Auftritt als Nationaltrainer von Paraguay, bis er im Achtelfinale 0:1 gegen Deutschland verlor. Es folgte ein kurzes Engagement als Fußballkommentator bei Al Jazeera.
Das große Geld und den großen Ruhm überließ Cesare Maldini den nachfolgenden Generationen.
Die Nation nannte ihn Papà Maldini. Nicht nur, weil Cesare bei den Azzurri seinen Sohn Paolo trainierte, der dem Vater auf den Posten als Milan-Verteidiger gefolgt war und ihn bald überflügelt hatte. Paolo Maldini war ein Weltstar, Papà Maldini wurde als Inbegriff eines italienischen Familienvaters verehrt. Sechs Kinder, drei Töchter und drei Söhne, alle mit seiner Frau Marisa, die 54 Jahre lang mit ihm verheiratet blieb.
Die Maldinis gehören zu den großen Dynastien des Fußballs
So viel Familie war auch damals schon selten für einen Fußballer, sogar in Italien. Ebenso die unbedingte Vereinstreue der Maldinis, die zu den großen Fußballerdynastien gehören: Nach Cesare und Paolo spielen nun auch Paolos Söhne Christian und Daniel bei Milan. In den Fußstapfen des Großvaters, wie zum Beweis dafür, dass Milan viel länger und ungleich stärker die Heimat der Maldinis ist als der Klub der Berlusconis. Letztere sind ja nur die Besitzer und wer weiß, wie lange noch. Einstweilen wartet das Milan-und-Maldini-Märchen indes noch auf das Happy End. Denn Paolo, dem Berlusconi einen Platz im Klub verwehrte, sucht sein Glück in Miami, als Mitbesitzer und Manager des lokalen Zweitligaklubs. Der Vater hat dazu stets geschwiegen.
Cesare Maldini, Sohn eines Matrosen aus Triest, war Milan-Kapitän und Spielführer des Nationalteams. Er absolvierte zwischen 1954 und 1966 fast 350 Spiele für Milan, gewann vier Meistertitel und war 1963 der erste Italiener, der den Europapokal der Landesmeister hochheben durfte. Das war nach dem Finalsieg gegen Benfica Lissabon und den portugiesischen Cäsar Eusebio.
In der Nacht zum Sonntag, zwei Tage vor seinem 84. Geburtstag, ist Maldini gestorben. Ministerpräsident Matteo Renzi verabschiedete ihn pathetisch als "großen Italiener". Der legendäre Milan-Libero Franco Baresi sagte: "Ein anständiger Mann ist von uns gegangen." Und es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, welcher Nachruf ihm besser gefallen hätte. Ein anständiger Mann. Für Papà Maldini, der seine große Karriere auf leisen Sohlen absolvierte, gab es mit Sicherheit kein schöneres Kompliment.