Nachruf:Väterlicher Trainer

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Erst erfolgreicher Athlet, später ebenso erfolgreicher Trainer: Klaus Siebert war über viele Jahre eine der prägenden Figuren der Biathlon-Szene. Fünf Tage vor seinem 61. Geburtstag ist er einem Krebsleiden erlegen.

Von Joachim Mölter

Zuletzt hat man Klaus Siebert nicht mehr gesehen, wenn irgendwo ein großer Biathlon-Wettkampf stattfand, dabei war er dort jahrzehntelang Stammgast. Erst als erfolgreicher Athlet, später als ebenso erfolgreicher Trainer. Siebert hatte sich zurückgezogen ins Erzgebirge, seine Heimat, um dort einen größeren Kampf zu kämpfen: Gegen den Krebs, der seinen Darm befallen hatte, dann die Leber, die Lymphknoten. Aber er blieb präsent, viele Athleten erzählten, dass er ihnen Trainingspläne schrieb, der mittlerweile für Belgien startende Michael Rösch zum Beispiel, Sohn eines früheren Teamkollegen. Oder Darja Domratschewa, die bei jeder Gelegenheit die besten Wünsche übermittelte. Nun schrieb sie: "Ich bin für jede Minute mit ihm dankbar." Am Sonntag erlag Siebert dem Krebs, fünf Tage vor seinem 61. Geburtstag.

Ende der Siebziger hatte Siebert seine beste Zeit als Athlet, da war er Weltmeister, im Einzel und mit der Staffel, und Weltcup-Gesamtgewinner war er auch. Doch sein Teamkollege Frank Ullrich war alles noch viel häufiger, hinter dem Thüringer musste sich der Sachse Siebert einreihen, auch später. 1998 wurde Ullrich Bundestrainer, Siebert sein Assistent. Als Heimcoach führte er immerhin Ricco Gross zu vier Olympiasiegen, mehr hat kein deutscher Biathlet gesammelt. Weil er im hiesigen Skiverband keine Perspektive sah, suchte Siebert sich neue Herausforderungen, es waren keine leichten. Er betreute Chinas Frauen, die unter seiner Leitung so gut waren wie nie. Danach setzte er in Weißrussland mit seiner väterlichen, freundlichen Art Darja Domratschewa in die Spur, die in einem Gesamtweltcup, zwei WM-Titeln und drei Olympiasiegen mündete. "Er war unser Supermann", rief ihm die Olympiadritte Nadeschda Skardino nach. Michael Rösch fügte hinzu: "Du warst ein besonderer Mensch, und so werden wir dich alle in Erinnerung halten."

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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