Nachruf:Trauer um Baar

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Roland Baar. (Foto: imago)

Am Wochenende ist der frühere Ruder-Weltmeister und Olympia-Medaillengewinner im Alter von nur 53 Jahren bei einem Autounfall verunglückt.

Von Joachim Mölter

Roland Baar war das, was man gemeinhin einen Modellathleten nennt: 1,96 Meter groß, 90 Kilo schwer, durchtrainiert bis in die letzte Muskelfaser seines Körpers; ein Kerl, hinter dessen breitem Kreuz man sich verstecken konnte, einer der nicht nur wegen seiner blonden Haare aus dem Ruderboot herausragte. Von 1989 bis 1996 gab Baar als Schlagmann das Tempo im Deutschland-Achter vor. In dieser Zeit gewann er fünf von sechs möglichen Weltmeistertiteln, dazu Olympia-Bronze 1992 in Barcelona und Silber vier Jahre später. "Als Roland Baar am 28. Juli 1996 an der Regattastrecke von Atlanta aus dem Boot stieg, verließ der prägendste Ruderer des Jahrzehnts den Deutschland-Achter", erinnerte Martin Sauer, der aktuelle Steuermann des deutschen Flaggschiffs, in einem Nachruf an die Leistung des gebürtigen Niedersachsen. Am Wochenende ist Roland Baar im Alter von nur 53 Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt; er hinterlässt Frau und zwei Kinder.

Wie groß die Lücke war, die Baar nach seinem Rücktritt vom Leistungssport im Deutschen Ruderverband (DRV) hinterließ, kann man daran ermessen, dass es elf Jahre dauerte, ehe wieder ein deutscher Achter den WM-Titel holte - und 16, bis es wieder eine Olympia-Medaille gab. Der DRV würdigte Baar als "großartige, aber bescheidene Persönlichkeit". Sein ehemaliger Verein, der Hannoversche Ruder-Club, schrieb: "Wer ihn kannte, wird ihn als einen Freund der wenigen, aber wohl bedachten Worte in Erinnerung behalten." Baars Wort hatte auch nach seiner aktiven Karriere Gewicht im Sport: In der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vertrat er die Interessen der Sportler, zwischen 1999 und 2004 war er selbst Mitglied im IOC, seit 2012 engagierte er sich als Ombudsmann der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). "Roland Baar war ein wichtiger Mitstreiter für sauberen Sport", heißt es in der Kondolenz der Nada. Auch beruflich war Baar, der in Gifhorn lebte, erfolgreich. Zuletzt hatte er an der Technischen Universität Berlin eine Professur für Verbrennungskraftmaschinen inne.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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