Nachruf:Ron Clarke gestorben

Rekordläufer ja, Siegläufer nein. Kein international renommierter Langstreckler ist so oft gestolpert über dieses ungeschriebene Gesetz der Leichtathletik wie Ron Clarke. Jetzt ist er im Alter von 78 Jahren in Melbourne gestorben.

Von Michael Gernandt

Rekordläufer ja, Siegläufer nein. Kein international renommierter Langstreckler ist so oft gestolpert über dieses ungeschriebene Gesetz der Leichtathletik wie Ron Clarke. Mitte der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts stellte der Australier auf den Distanzen zwischen zwei Meilen und 10 000 Meter 17 Weltrekorde auf, aber nie gewann er ein internationales Championat. Bronze über 10 000 Meter bei den Spielen 1964 in Tokio, im Jahr bevor er vor allem in Europa zur Rekordjagd blies - mehr war auf höchstem Niveau nicht zu holen für den Mann, der nicht langsam laufen, aber auch nicht spurten konnte.

1968 bei Olympia in Mexiko City geriet Clarke ins Zentrum einer Diskussion, die von Medizinern bereits Monate vor den Spielen heftig angeheizt worden war: Riskieren Ausdauersportler in 2200 Meter Höhe ihre Gesundheit, gar ihr Leben? Ihre Sorge schien berechtigt zu sein: Favorit Clarke brach im Ziel des 10 000-m-Finals, in dem er die Konkurrenz mit seinem Tempodiktat nie hatte beeindrucken können, bewusstlos zusammen. Nach Clarkes Unfall begann die Zeit des Höhentrainings und die Ära der in der Höhe lebenden ostafrikanischen Läufer. Unter den Folgen des Kollapses soll Clarke lange gelitten haben. Am Mittwoch ist der Australier im Alter von 78 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Melbourne gestorben.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: