Nachruf:Meister Yogi

Lesezeit: 2 min

Begnadeter Baseballspieler und mutmaßlich größter Produzent von Aphorismen im Sport: Yogi Berra ist im Alter von 90 Jahren gestorben. (Foto: Steve Nesius/Reuters)

Er war der größte und mutmaßlich beste Produzent von Aphorismen im Sport: Der frühere Baseballprofi der New York Yankees Lawrence Peter Berra, genannt "Yogi", ist am Dienstag im Alter von 90 Jahren gestorben.

Von Javier Cáceres

Man wüsste natürlich schon gern, was Yogi Berra zu seinem eigenen Tod gesagt hätte. Andererseits: Ein wenig kann man es ahnen. Berra, der am Dienstag im Alter von 90 Jahren starb, war ja nicht nur ein begnadeter Baseballprofi der New York Yankees gewesen. Sondern der größte und mutmaßlich beste Produzent von Aphorismen, die der Sport je zu bieten hatte; sie kreisten stets auch um Leben und Tod und haben einen Eigennamen: "Yogiismen". Von Berra stammt die Weisheit, wonach "es nicht vorbei ist, ehe es vorbei ist"; ebenso die nicht zu widerlegende Erkenntnis, dass "die Zukunft auch nicht mehr das ist, was sie mal war". Selbst eine simple Wegbeschreibung gerät zu einer Handlungsanleitung von philosophischer Weisheit, wenn sie aus Berras Munde stammt: "Wenn Du an eine Weggabelung kommst: Nimm Sie!"

Lawrence Peter Berra, wie "Yogi" mit bürgerlichem Namen hieß, wurde 1925 in St. Louis geboren. Er begann seine Baseball-Karriere bei den Norfolk Tars; seine Rekrutierung für den Zweiten Weltkrieg, in dem er mit der US-Armee an der Landung in der Normandie teilnahm, unterbrach seine Laufbahn. Nach dem Ende des Krieges schloss er sich den New York Yankees an (1946-1963), mit denen er - als Catcher - insgesamt zehn Mal die Meisterschaft gewann, die World Series. Seine Karriere ließ er 1965 bei den New York Mets ausklingen.

Beiden Klubs, Yankees und Mets, diente er später als Coach, und auch als solcher wurde er Sieger der World Series. Seine Lehre fußt auf der Erkenntnis: "Baseball ist zu 90 Prozent mental. Die andere Hälfte ist Physis." Berra war ein stolzer Autodidakt: "Man kann eine Menge beobachten, indem man einfach nur schaut." Für seine Spieler hatte er viele väterliche Ratschläge parat, darunter diesen: "Wenn Du ihn nicht imitieren kannst, kopier ihn nicht."

Berras Zielstrebigkeit war legendär. Er hatte gelernt: "Wenn Du nicht weißt, wohin Du gehst, kommst Du irgendwo anders raus." Mindestens ebenso fundamental waren auch seine Warnungen: "Sogar Napoleon hatte sein Watergate." Zeit seines Lebens lebte er in Furcht vor einem Wertverfall des US-Dollars: "Ein Nickel (fünf Cent) ist auch keinen Dime (zehn Cent) mehr wert". Andererseits: "Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Praktisch natürlich schon." Einen Teil dieser Erkenntnisse legte er auch in einem Buch vor, das Ende der Neunzigerjahre erschien, Titel: "Ich habe nicht alles gesagt, was ich gesagt habe."

Als ihn ein Bekannter mal zum Essen in das gerade angesagteste Restaurant der Stadt einladen wollte, lehnte er ab mit den Worten: "Da geht doch keiner mehr hin, weil es immer so voll ist." In gewisser Hinsicht bot dies einen Ausblick auf Berras Beerdigung. Denn der befolgte einen Rat immer ganz besonders: "Wenn Du nicht auf die Beerdigungen von anderen Leuten gehst, kommen sie auch nicht zu deiner."

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: