Nachruf:Der mit dem Hund

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Als es 1969 beim Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 zu Ausschreitungen kam, wurde der damalige Schalker Friedel Rausch vom Hund eines Ordners gebissen. (Foto: imago/Horstmüller)

Friedel Rausch ist im Alter von 77 Jahren verstorben. Nachhaltig bekannt wurde er, als ihm einst ein Hund ins Gesäß biss.

Manche Augenblicke sind so prägnant, dass sie einen ein Leben lang verfolgen. Sie bleiben mit einem Namen verbunden, und der Name mit ihnen. Wer an Timo Konietzka denkt, denkt an das erste Bundesliga-Tor. Und wer an Friedel Rausch denkt, denkt an Rex, den Schäferhund, und an jenen 6. September 1969. Vierter Spieltag, Revierderby zwischen Dortmund und Schalke: Nach dem Schalker Führungstor waren Fans auf den Platz gestürmt, die Dortmunder Ordner versuchten mit ihren angeleinten Hunden zu beruhigen. Einer der Hunde biss den Schalker Abwehrspieler Rausch in den Hintern. "Ich werde für immer der mit dem ersten Bundesliga-Tor sein", sagte Konietzka einmal zu Rausch, "und du bist für immer der mit dem Hund."

In der Nacht zum Samstag ist Friedel Rausch im Alter von 77 Jahren verstorben. Rausch hat akzeptiert, dass er den Hund nicht mehr los wird. Er hat die Geschichte erzählt, bereitwillig die Szene geschildert, die später zum Ausdruck für die Rivalität zwischen Schalke und Dortmund wurde. Das Bild, das den Biss einfängt, wurde mehrfach zum besten Sportfoto gekürt. "Der Fotograf hat richtig Kohle verdient", sagte Rausch einmal. Doch die Episode mit Rex darf nicht überdecken, dass Rausch durchaus auch ein etablierter Spieler und Trainer war.

Seine größten Erfolge feierte Rausch als Schalker

Seine Karriere hatte er 1957 beim MSV Duisburg begonnen. Anschließend trug er neun Jahre lang das Trikot von Schalke 04. Dort feierte Rausch den größten Erfolg seiner Karriere als Spieler: den Einzug ins Pokalfinale 1969. Als Trainer kam Rausch viel herum, betreute in Deutschland unter anderem Schalke, Kaiserslautern, Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt. Mit Frankfurt gewann Rausch 1980 den UEFA-Pokal. Das Finale gegen Gladbach lieferte eine nette Episode, die es allerdings nie mit Rex aufnehmen konnte: In der 77. Minute wechselte Rausch Fred Schaub ein: "Da haben die Leute gepfiffen, die haben das nicht verstanden." Drei Minuten später erzielte Schaub das Siegtor.

Rauschs letzte Trainerstation war der FC Luzern, 2004 bis 2006. Die Schweizer hatte er 1989 zum einzigen Meistertitel geführt. In Luzern hatte Rausch auch zuletzt mit seiner Frau gelebt. Er kämpfte gegen mehrere Krankheiten, erlitt zwei Herzinfarkte, zwei Lungenembolien. Am Samstag ist Rausch einem Krebsleiden erlegen. Der 1. FC Kaiserslautern erinnerte via Twitter an den Trainer Rausch, nicht an denjenigen, der während eines Spiels vom Hund gebissen wurde. "Er hat einen großen Fußabdruck in der Geschichte unseres Vereins hinterlassen und wird immer Teil der FCK-Familie bleiben."

© SZ vom 19.11.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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