Nach 0:2 gegen Aue:Grabenkämpfe in Fritz-Walter-Land

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Das nächste Kapitel in Kaiserslauterns Niedergang: Trainer Meier muss gehen, an seinem 59. Geburtstag.

Von Tobias Schächter, Kaiserslautern

Die letzten Gesten am Spielfeldrand: Nach der 0:2-Niederlage gegen Erzgebirge Aue hat der FCK Trainer Norbert Meier vor die Tür gesetzt. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Was bleibt von den neun Monaten, die Norbert Meier beim 1. FC Kaiserslautern tätig war? Vielleicht wirkt am lebhaftesten nach, dass er an diesem Mittwoch, seinem 59. Geburtstag, die Kündigung erhielt. Dieser Zufall ist eine fast schon komische Anekdote in der Tragödie vom Niedergang des 1. FC Kaiserslautern.

Am Dienstag verlor der FCK vor nur noch etwas mehr als 16 000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion gegen Aue mit 0:2. Davor hatte es schon Pleiten in Kiel (1:2) und Sandhausen (0:1) gegeben - und es gab wohl tatsächlich nichts mehr, was für diesen Trainer gesprochen hätte. Nur zwei Punkte aus sieben Saisonspielen mit nur drei erzielten Toren ist eine Bilanz ohne Trost und mehr als ein Fehlstart.

Eine "sorgenfreie Saison" hatte sich der Klub gewünscht. Doch das scheint für den viermaligen deutschen Meister und Fritz-Walter-Klub nur noch ein utopischer Gedanke zu sein. Selbst Sportchef Boris Notzon bemerkte nach der Aue-Pleite: "Ich kann nur sagen: Wir haben die Gewissheit, dass wir bis zum Ende im Abstiegskampf sind." Dabei hatte Notzon bis zuletzt die vermeintliche Qualität des Kaders beschworen. Doch dieser Abstiegskampf ist in Wahrheit einer mit Ansage.

Meier war nach dem überraschenden Rücktritt von Tayfun Korkut vom damaligen Sportdirektor Uwe Stöver im Januar verpflichtet worden. Der Trainer-Routinier blieb aber nur Verwalter, der Klassenerhalt gelang erst am letzten Spieltag. Nun folgte der Absturz, was nach einer chaotischen Sommerpause absehbar war. Mitten in der Wechselperiode trat Stöver zurück, der wie Korkut offenbar den Rückhalt aus dem Aufsichtsrat vermisste. Die Suche nach einem Nachfolger geriet ergebnislos zur Farce, in der Aufsichtsrat, Vorstand und die als Sportvorstand gehandelte Klub-Legende Hans-Peter Briegel seltsam aneinander vorbei kommunizierten. Chefscout Notzon wurde schließlich zum Sportdirektor befördert.

Nichts sieht nach Strategie aus, nichts nach Weitsicht, der Klub wirkt getrieben. Die beiden Vorstände Thomas Gries (Marketing) und Michael Klatt (Finanzen), die nach der mit Grabenkämpfen beendeten Ära von Klubikone Stefan Kuntz seit April 2016 amtieren, wirken führungsschwach, die vage Hoffnung auf Investoren wirkt angesichts der Lage wie ein Luftschloss.

Und Notzon, der in Fragen der Kaderplanung mit Meier oft unterschiedlicher Meinung war, agierte als Krisenmanager zumindest unglücklich. Nach dem Sandhausen-Spiel soll der 37-Jährige laut Bild gesagt haben: Auch der Trainer wisse, dass die Mannschaft einen neuen Impuls brauche, sollte gegen Aue kein Sieg gelingen. Notzon bestritt dieses Zitat in einer offiziellen Mitteilung auf der FCK-Homepage am Dienstag. Da hatte sich Meier aber über diese Aussagen schon "irritiert" gezeigt und erklärt: "Ich übernehme zwar die Verantwortung - aber es wäre schön, wenn andere die mit übernehmen würden." Gemeint hatte Meier offenbar Notzon.

Im Sommer ersetzten in Lautern 18 Neue 17 Weggänge. Meier beklagte den Verlust der zentralen Abwehr: Torwart Julian Pollersbeck wechselte für 3,5 Millionen Euro zum HSV, Innenverteidiger Ewerton, ausgeliehen von Sporting Lissabon, ging nach Nürnberg und Robin Koch für vier Millionen zum SC Freiburg. Der von Altlasten geplagte FCK aber braucht das Geld aus den Spielerverkäufen. Allein das 2006 zur WM-Arena aufgemotzte Stadion verschlingt auch in der zweiten Liga rund zehn Millionen Euro pro Jahr, Miete für die städtische Betreibergesellschaft sowie Betriebskosten.

Ein Satz bezüglich der Zukunftsaussichten, den der Finanzvorstand Klatt auf der letzten Mitgliederversammlung sagte, gewinnt aufgrund der aktuellen Lage nun wieder an Brisanz: "Bundesliga oder Regionalliga", das sei die Perspektive. Die nächste Mitgliederversammlung im Herbst wird keine ruhige. Bis ein neuer Coach gefunden ist, trainieren Manfred Paula, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, und U 19-Trainer Alexander Bugera die erste Elf. Bei Union Berlin am kommenden Montag soll schon der neue Mann coachen. Wer immer es sein wird: Er übernimmt eine heikle Aufgabe.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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