Münchner Sieg gegen Würzburg:FC Bayern Deutschland

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Mit dem lockeren 103:79 setzen sich die Bayern auf Platz drei fest und kompensieren den Weggang von K.C. Rivers. Am Schluss stehen fünf deutsche Spieler auf dem Parkett, Uli Hoeneß gefällt das.

Von Matthias Schmid, München

Uli Hoeneß kehrte aus dem Vip-Raum rechtzeitig zurück zum Beginn der zweiten Hälfte. Ein paar Sekunden, bevor die Sirene ertönte, machte es sich der frühere Präsident des FC Bayern am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Rudi-Sedlmayer-Halle bequem. Hoeneß, derzeit als Freigänger auf Weihnachtsurlaub, hatte Gefallen an der unterhaltsamen Partie, es lief ganz nach seinem Geschmack, weil die Münchner das bayerische Duell gegen Würzburg auch nach dem Seitenwechsel klar beherrschten und am Ende leicht und locker 103:79 (53:42) gewannen.

Der Sieg im oberbayerisch-unterfränkischen Derby war auch beim Blick auf die Tabelle wichtig, obwohl Bayern-Cheftrainer Svetislav Pesic in diesen Tagen gerne betont, dass diese "im Basketball uninteressant ist, wenn man das mit dem Fußball vergleicht". Doch insgeheim wird sich der 66-Jährige freuen, dass seine Mannschaft inzwischen hinter Tabellenführer Brose Baskets Bamberg und Alba Berlin auf Rang drei zu finden ist, weil die Platzierung vor der Meisterrunde darüber entscheidet, gegen welches Team man es in den Playoffs zu tun bekommt. Pesic hat bestimmt kein Interesse daran, gleich im Viertelfinale auf den deutschen Meister Bamberg oder die starken Berliner zu treffen. Und nach dem Erfolg gegen Würzburg sieht es so aus, dass sich die Bayern nach vier Siegen in Serie in der BBL oben festsetzen und den besten Mannschaften zunächst aus dem Weg gegen könnten. "Wir haben heute viel Druck gemacht und Würzburg so zu vielen Fehlern gezwungen", fand Bayerns Nationalspieler Paul Zipser.

Taylor ist nicht nur in der Offensive der auffälligste Spieler

Die Münchner spielten nach dem Aus in der Euroleague in der Tat mit wachsendem Selbstvertrauen. Von Anfang an zeigten sie schnellen, attraktiven Teambasketball. So kompensierten sie auch den Weggang ihres besten Werfers K.C. Rivers, der vor ein paar Tagen seinen Vertrag nicht verlängerte und stattdessen zum Euroleague-Sieger Real Madrid zurückkehrte. In der Anfangsphase war es vor allem Bayern-Kapitän Bryce Taylor, der spektakulär punktete. Einmal flog der US-Amerikaner bei einem missglückten Dreipunktwurf von Dusko Savanovic heran und stopfte den auf dem Ring tippenden Ball per Dunk in den Korb. 13:8 führten die Bayern nach fünf Minuten. Doch die Würzburger waren lästige Gegner, die sich nicht so leicht abschütteln ließen und mit einer unkonventionellen Zonenverteidigung und leichten Körben per Korbleger bestens veranschaulichten, warum sie als Aufsteiger zu den großen Überraschungen in dieser Saison gehören. Vor allem Center Brandan Lane traf fast, wie er wollte, unter dem Korb ebenso wie aus der Distanz per Dreier, sodass München nach dem ersten Viertel nur mit einem Punkt führte, 23:22.

Doch Taylor war nicht nur in der Offensive der auffälligste Bayern-Profi und sammelte am Ende mit 20 Punkten am meisten Zähler, er verteidigte auch gegen Dru Joyce, Würzburgs bestem Spieler, so wie sich das Pesic vorstellt: aggressiv und mit voller Hingabe. Joyce kam deshalb in diesem Spiel nur auf zwei Punkte, und die Münchner vergrößerten ihren Vorsprung bis zum Schlussviertel auf 14 Zähler (77:63).

Der Rivers-Nachfolger muss die Bundesliga kennen

Neben Taylor trat an diesem Abend aber noch ein anderer Münchner positiv in Erscheinung: Nihad Djedovic. Der gebürtige Bosnier, inzwischen Besitzer eines deutschen Passes, hat zuletzt eher unglücklich gespielt, er läuft seiner brillanten Form aus der vergangenen Saison meist hinterher. Doch gegen Würzburg fielen seine Würfe mal wieder sehr viel häufiger, er kam auf 15 Punkte. Pesic dürfte das aufmerksam und auch wohlwollend registrieren, denn nach Rivers' Weggang brauchen die Münchner Djedovic' Punkte auf den Flügelpositionen dringender denn je. Die Münchner Verantwortlichen sondieren trotzdem den Markt. Überstürzen wollen sie aber nichts. "Ich bin ja kein Trainer, der gerne einen Spieler während der Saison holt", erklärt Pesic. Aber einen Nachfolger für den wunderbaren Rivers hätte der Serbe schon gerne, am besten noch einen Spieler, der wie der US-Amerikaner den Unterschied macht, das vergrößert nämlich seine taktischen Optionen, wenn die entscheidenden Spiele in den Playoffs anstehen. So einen Spieler werden Trainer Pesic und Sportdirektor Marko Pesic aber zu diesem Zeitpunkt der Saison kaum noch finden. Svetislav Pesic präferiert aus diesem Grund einen Profi, "der die Bundesliga schon kennt", wie er es ausdrückt.

Doch auch ohne K.C. Rivers können die Münchner Spiele in der Bundesliga gewinnen, wie schon der Sieg in Braunschweig zeigte. Und auch gegen Würzburg endete das Spiel am Ende mit einem lockeren Erfolg - und einer Rarität. Bei der Schlusssirene standen beim FC Bayern in Anton Gavel, Daniel Mayr, Paul Zipser, Andreas Seiferth sowie Richard Freudenberg fünf deutsche Spieler auf dem Parkett. Der FC Bayern Deutschland, um die Jahrtausendwende bei den Fußballern einst ausgerufen und bald danach wieder verworfen, gefiel auch Uli Hoeneß, die letzten zwei Minuten verbrachte er applaudierend im Stehen.

© SZ vom 27.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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