1860 München:Schwindende Konzentration

Lesezeit: 2 min

Diesmal torlos: Stefan Aigner (links, im Zweikampf gegen den Karlsruher David Kinsombi). (Foto: Uli Deck/dpa)

Eine halbe Stunde lang darf Zweitligist 1860 München beim 0:0 in Karlsruhe in Überzahl spielen, kann sie jedoch nicht nutzen.

Von Markus Schäflein

Selbst der jordanische Investor Hasan Ismaik beklagte auf seiner Facebook-Seite, beim 0:0 TSV 1860 München in Karlsruhe hätten "äußerst schwierige klimatische Bedingungen" geherrscht. Das überrascht auf den ersten Blick, weil in Ismaiks Wohnort Abu Dhabi derzeit Höchsttemperaturen von 46 Grad der Normalfall sind. Aber Ismaiks PR-Agentur sorgt dafür, dass die Facebook-Einträge eine deutsche Perspektive einnehmen, und für hiesige Verhältnisse war es ja tatsächlich brutal heiß am Samstagmittag im Wildpark. Insbesondere Karlsruhes Trainer Tomas Oral beklagte sich: "Ich finde es nicht in Ordnung, wenn ein- oder zweimal im Jahr so ein Wetter ist, dass wir dann um ein Uhr mittags Fußball spielen müssen. Wir wollen den Fans was bieten, wir wollen leidenschaftlichen Tempofußball sehen. Das ist unter diesen Bedingungen unheimlich schwer."

Von Leidenschaft war in der Tat wenig zu sehen gewesen, von Tempo gar nichts, Chancen gab es auf beiden Seiten kaum. Trotz Überzahl ab der 57. Minute, als Karlsruhes Offensivspieler Manuel Torres nach einem Ellbogenschlag gegen Milos Degenek Gelb-Rot erhalten hatte, kamen auch die Münchner kaum zu Möglichkeiten. Sie traten unverändert an im Vergleich zum Pokal-2:1 gegen den KSC, doch diesmal konnten sich die Offensivzugänge Stefan Aigner, Karim Matmour und Ivica Olic kaum in Szene setzen. "Für diese Umstände haben wir noch ein ganz ordentliches Spiel gesehen, auch wenn es in der zweiten Halbzeit langsamer wurde und die Konzentration nicht hochzuhalten war", fand 1860-Trainer Kosta Runjaic, und dennoch: "Ich denke, beide Teams sind heute an ihre Grenzen gegangen." Er räumte aber ein, dass seine Mannschaft in Überzahl "die eine oder andere Situation besser zu Ende spielen" hätte müssen, "aber an solchen speziellen Sachen haben wir noch wenig gearbeitet, wir mussten uns anstrengen, damit wir nicht noch ein Gegentor kassieren". Torabschluss-Versuche von Daylon Claasen (74.) und Aigner (80.) wurden abgeblockt, viel mehr gab es nicht zu sehen.

Runjaic kann mit seiner Zwischenbilanz gut leben

Weil sich alle Beteiligten über die Temperaturen beklagten, war es dann auch müßig zu debattieren, wie eingespielt die neue Sechzig-Mannschaft nach vier Pflichtspielen nun schon ist. "Wir alle haben das Spiel überlebt", sagte Runjaic, das war das Positivste dieses Frühnachmittags. "Und wir haben wieder zu Null gespielt." Drei Spiele, vier Punkte, nur ein Gegentor, dazu im Pokal weitergekommen - mit dieser Zwischenbilanz kann der Trainer gut leben, der nach dem 0:1 zum Start in Fürth schon einen äußerst zähen Entwicklungsprozess befürchtet hatte. Nun hat er in der Länderspielpause zwei weitere Wochen Zeit, aus etlichen Zugängen eine Mannschaft zu formen. Am Montag, 12. September, wird sich dann im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg zeigen, wie weit das neue Team schon ist. Und dann ist es auch nicht mehr so furchtbar heiß.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: