1860 München:Harte Kost

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Noch viel Arbeit: 1860-Trainer Kosta Runjaic (links) und Geschäftsführer Thomas Eichin haben beim 0:2 gegen Hannover einige Unterschiede zwischen ihrer Mannschaft und einem Aufstiegskandidaten gesehen. (Foto: M.I.S/imago)

Der TSV muss seinen missglückten Auftritt gegen Hannover verkraften, da meldet sich Investor Ismaik mal wieder mit großen Ankündigungen. Coach Runjaic wirbt um Ruhe und Geduld beim Aufbau.

Von Markus Schäflein

Am Montag wirkte das 0:2 gegen Hannover 96 bei Kosta Runjaic, dem Trainer des TSV 1860 München, noch nach. Zu groß war der Unterschied zwischen den Löwen und den aufstiegsambitionierten Gästen gewesen. "Ich werfe keinem etwas vor, aber der Gegner war einfach deutlich besser. Solche Spiele kann man nicht so schnell verdauen", sagte Runjaic. Im Magen des Löwen lag zudem ein Interview mit Investor Hasan Ismaik, das im Kicker just einen Tag nach einem Spiel erschien, in dem der Unterschied zu einer Spitzenmannschaft der zweiten Liga überdeutlich gewesen war.

Stojkovic fehlt weiterhin: "Wir müssen aufpassen, dass es nichts Längerfristiges wird."

Dort war zu lesen, Sechzig solle "eines Tages in der Champions League spielen", ein neuer Geschäftsführer werde spätestens Anfang 2017 "von einem der größten Fußballklubs der Welt" kommen, generell werde Sechzig "die besten Kräfte zu uns holen". Er hoffe, der TSV stehe am Saisonende "auf einem der Top-Plätze". Und wenn die von ihm bekanntlich ungeliebte 50+1-Regel falle, werde er "100 oder vielleicht 200 Millionen Euro" für neue Spieler zur Verfügung stellen. "Dann würde ich zu Thomas Eichin (Geschäftsführer, d. Red.) und Kosta Runjaic sagen: Jetzt kauft 1860 Stars." Ähnliches hat Ismaik oft geäußert, aber zuletzt hatte sich tatsächlich ein paar Monate lang der Eindruck breit gemacht, Sechzigs Außendarstellung sei auf dem Weg zu einer gewissen Normalität.

Runjaic, der laut Ismaik "künftig einer der größten Trainer werden" soll, muss sich an die Realität halten: "Für mich ist jetzt erst mal das Spiel in Würzburg interessant, das ist mein Job." Am Sonntag (13.30 Uhr) beim gut gestarteten Aufsteiger werden ihm weiterhin wichtige Spieler fehlen. Neben Mittelfeldspieler Stefan Aigner und Innenverteidiger Milos Degenek wird auch Rechtsverteidiger Filip Stojkovic weiterhin ausfallen. "Er ist ja noch gar nicht richtig angekommen", sagte Runjaic, "er hat leichte Probleme im Schambeinbereich, und wir müssen aufpassen, dass es nichts Längerfristiges wird." Sechser Romuald Lacazette steht wieder im Trainingsbetrieb, kommt für Würzburg aber auch noch nicht in Frage: "Er braucht natürlich noch Zeit."

Also werden vermutlich wieder Daniel Adlung und Michael Liendl das zentrale Mittelfeld bilden, auch wenn Liendl gegen Hannover in der 65. Minute ausgewechselt wurde und davon wenig begeistert war. "Er ist von Beginn an sehr früh gestört worden und hat nicht ins Spiel gefunden", erklärte Runjaic, "ich hatte nicht den Eindruck, dass er uns noch helfen konnte."

Bei Liendl handelte es sich um einen von sieben Feldspielern der Startformation, die auch im Abstiegskampf der vergangenen Saison im Kader des TSV 1860 standen. Zwar kamen im Sommer neun neue Spieler für insgesamt über sechs Millionen Euro Ablöse, doch manche fehlen verletzt (Aigner, Stojkovic), andere kommen noch gar nicht oder nur für kurze Einsätze in Frage wie die von Beratern Ismaiks vorgeschlagenen Brasilianer Victor Andrade und Ribamar. "Wir müssen jetzt aus den Verhältnissen das Beste machen", sagte Runjaic.

Nur drei Punkte trennen Sechzig noch von einem Abstiegsplatz, aber der Trainer hat oft betont, dass er genauso wenig nach unten schielt wie nach oben. "Wir werden ruhig bleiben, was den inneren Kreis angeht", sagte er, "es gibt auch keinen Grund, nervös zu sein. Ich bin immer noch überzeugt von unserem Weg." Ein Weg, der je nach Betrachtungsweise in die Champions League führen soll oder mittelfristig zum Aufstieg, in jedem Fall aber über Würzburg verläuft. "Das wird sicherlich nicht einfach", sagte Runjaic, "jedes Spiel in der zweiten Liga ist harte Kost."

An diesem Dienstag führt der Weg des TSV 1860 erst einmal über die für schwere Kost bekannte Theresienwiese, der offizielle Oktoberfestbesuch des Vereins steht an. "Der Termin steht ja schon länger fest, und wir versuchen, solche Termine unabhängig von den Ergebnisse durchzuziehen", sagte Runjaic. Neben der Mannschaft, den Verantwortlichen, Sponsoren und Präsident Peter Cassalette wird auch Investor Ismaik im Festzelt erscheinen. Dann wird vermutlich auch ein bisschen über die Champions League geredet. "Ich finde es legitim, dass Hasan solche Vorstellungen hat", sagt Cassalette, "ich sehe das relativ entspannt. Man muss ja auch irgendwelche Visionen und Träume haben. Davon können wir alle doch nur profitieren."

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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