1860 München:Gegen die Gemütlichkeit

Lesezeit: 2 min

Goran Sukalo trainiert noch immer nicht, Dominik Stahl fällt mit einer Achillessehnenreizung aus: 1860 München gehen die Alternativen fürs zentrale Mittelfeld aus.

Von Markus Schäflein

Auf der Suche nach einer Erklärung für die merkwürdig dösige Anfangsphase im vergangenen Auswärtsspiel bei Union Berlin (0:3) hat Benno Möhlmann, der Trainer des TSV 1860 München, einen alten Trick gewittert. Um nicht zu spät zu kommen, waren die Löwen zeitig angereist und hatten noch rund 20 Minuten in der Kabine verbracht, ehe sie zum Aufwärmen auf den Platz durften. Und in der Umkleide ging es offenbar so gemütlich zu wie auf einer Berghütte vor dem Kamin mit einem Topf Glühwein. "Es war mollig warm da drin", stellte Möhlmann fest, "das haben wir früher schon in Bremen immer so gemacht: die Gegnerkabine aufgeheizt."

Da man davon ausgehen darf, dass der Platzwart des 1. FC Kaiserslautern von dieser Anekdote Wind bekommt und die Heizung rechtzeitig auf volle Pulle dreht, wollen die Sechziger zur Partie auf dem Betzenberg (17.30 Uhr) diesmal erst so spät anreisen, dass zur Gemütlichkeit verführende Pausen im Ablauf gar nicht erst entstehen können - vor allem keine Ruhephase in der mutmaßlich kuschligen Kabine.

Dominik Stahl fällt mit einer Achillessehnenreizung aus

Nicht dabei sein wird Sechser Dominik Stahl, der zuletzt mit Kai Bülow beim 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf vor der Abwehr abgeräumt hatte. Er leidet an einer Achillessehnenreizung. "Er ist schon ins Spiel gegen Düsseldorf damit reingegangen, aber er konnte mit einer Spritze spielen", sagte Möhlmann. "Jetzt braucht er ein paar Tage Pause." Die Hoffnung, Stahl könne noch mit nach Kaiserslautern reisen, zerschlug sich kurz vor der Abfahrt am Montagmittag: "Er hatte schon beim lockeren Laufen Schmerzen", sagte Möhlmann. Nachdem Daniel Adlung am Montag operiert wurde - ein loser Gelenkkörper im Sprunggelenk wurde entfernt - und auch Goran Sukalo noch eine ganze Weile pausieren muss, gehen dem Trainer langsam die Alternativen fürs zentrale Mittelfeld aus. In den 18er-Kader rückte Romuald Lacazette nach. Um Stahl positionsgetreu zu ersetzen, käme Milos Degenek in Frage, der vor der Winterpause als Sechser gesetzt war. Denkbar sind aber auch größere Umbauarbeiten, beispielsweise die abermalige Abkehr von Möhlmanns bevorzugtem 4-4-2-System.

Zumal auch das Sturmduo mit Sascha Mölders und Rubin Okotie die englische Woche mit drei Partien binnen sechs Tagen nicht durchspielen soll. "Sie sind beide nicht die Spieler, die 90 Minuten rauf und runter arbeiten können", meinte Möhlmann. Denkbar ist, dass Stefan Mugosa bei seinem ehemaligen Klub eine weitere Chance bekommt. Man dürfe nicht vergessen, dass Mölders in Augsburg "eineinhalb Jahre lang fast gar keine Einsätze" hatte. Und gerade auf dem Betzenberg fordert Möhlmann die "Grundtugenden vom Läuferischen und Kämpferischen her, wie wir sie am Samstag abgerufen haben". Schließlich müsse man beim 1. FCK "auf druckvollen Angriffsfußball aus einer kompakten Formation heraus gefasst sein".

Möhlmann drückte mehrfach seinen Respekt vor den Kaiserslauterern aus, wenngleich die bloßen Zahlen nicht unbedingt Furcht einflößen: 31 Punkte aus 23 Spielen bedeuten einen achten Rang ohne Perspektiven nach oben, insbesondere zu Hause stehen die Pfälzer trotz ihres begeisterungsfähigen Publikums mit nur drei Siegen aus elf Partien schlecht da. "Wir trauen uns zu, da was mitzunehmen", sagte Möhlmann dementsprechend. In jedem Fall will sich seine Mannschaft nicht mehr einschläfern lassen.

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: