1860 München:Erleichterung, kein Enthusiasmus

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Rückkehrer und Torschütze: Stefan Aigner. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Heimauftakt der Löwen gerät zäh. Im nicht einmal zur Hälfte gefüllten Stadion herrscht eine seltsame Atmosphäre. Rückkehrer Aigner gelingt das Siegtor gegen Bielefeld.

Von Markus Schäflein, München

Es herrschte eine eigentümliche Ruhe auf den Rängen der Fröttmaninger Arena. Die beiden großen Ultra-Gruppierungen des TSV 1860 München haben sich bekanntlich aufgelöst, was an den leeren unteren Rängen im Fanblock zu erkennen war, und die 24 800 Zuschauer, die erschienen waren, wurden vom Spielverlauf auch nicht gerade zum Singen und Klatschen animiert. Das änderte sich erst in der 67. Minute: Stefan Aigner erkämpfte sich den Ball nach einem Aussetzer von Bielefelds eingewechseltem Außenverteidiger Florian Hartherz, zog in Richtung Tor, schoss flach und traf durch die Beine des Bielefelder Keepers zum 1:0. Endlich die erlösende Führung nach einem zähen Spiel, in dem Sechzig fast keine Torchancen hatte, und auch noch durch den Rückkehrer, den allseits beliebten "Aiges" - die Heimpremiere der neu formierten Mannschaft durfte man trotz vielen schwachen Phasen am Ende dann als geglückt bezeichnen. Nach Aigners Siegtor hatte das Spiel nur noch einen weiteren Höhepunkt: Aigners Auswechslung in der 79. Minute, begleitet von Sprechchören und Standing Ovations.

Aigner wirkte nach dem Spiel außergewöhnlich sachlich dafür, dass er sich mit Muskelschmerzen durchs Spiel gekämpft hatte, dass er als Löwenfan und Rückkehrer gerade das 1000. Zweitliga-Tor des TSV 1860 erzielt und so emotionale Momente erlebt hatte. Er wusste eben auch, dass zwar Erleichterung angebracht war, aber noch keine Begeisterung. "In der ersten Halbzeit haben wir wieder viele Querpässe gespielt und wenig nach vorn", sagte er, "trotzdem haben wir spielerisch eine bessere Leistung abgeliefert als in Fürth." Und auch taktisch funktionierte gegenüber den Auftakt-0:1 in Franken vieles schon besser. Ivica Olic entfaltete als Mittelstürmer wie versprochen mehr Wirkung, die Rückkehr des gesperrten Linksverteidigers Maximilian Wittek tat der Kompaktheit gut, und die Entscheidung, Michael Liendl als Sechser einzusetzen, half bei der Spieleröffnung.

Bielefeld hat mehr Chancen - vergibt sie aber alle

Obwohl sich 1860 verbessert präsentierte, hatte Bielefelds Trainer Rüdiger Rehm allen Grund, sich über das Resultat zu ärgern. Denn zumindest den Tormöglichkeiten nach hätte seine Mannschaft das Spiel gewinnen müssen. "Wir hatten in der ersten Halbzeit bessere Chancen als der Gegner", stellte Rehm fest, was nicht schwer war: Sechzig hatte null. Erst köpfte Sebastian Schuppan für die Arminia nach einer Ecke übers Tor (27.), dann spielten Fabian Klos und Christopher Nöthe die 1860-Abwehr schwindelig, aber am Ende der Kombination setzte Tomasz Holota den Ball ungedeckt neben das Tor (29.). Zu Beginn der zweiten Hälfte vergab die Arminia zudem noch zwei aussichtsreiche Freistoßmöglichkeiten.

Und dann kam Aigner. "Wir mussten irgendwann mal ein Tor schießen", sagte 1860-Sportchef Thomas Eichin, "dafür haben wir ihn geholt, und er hat es gemacht." Rehm sagte: "Da sieht man, warum Aigner diesen Wert hat." Die Bielefelder hatten in der letzten Viertelstunde, als Sechzig spürbar abbaute, noch weitere Chancen, die beste vergab wieder Holota (84.). Dann war es geschafft. "Es war in der zweiten Halbzeit einfach ein Kampf", sagte Innenverteidiger Jan Mauersberger und versprach: "Wenn wir ins Rollen kommen, können wir vielleicht auch mal ein bisschen schöner gewinnen." Dann ist vielleicht auch auf den Rängen wieder mehr los, auch ohne Ultras.

© SZ vom 14.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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