1860 München:Die Uneigennützigen

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Beim am Ende doch souveränen 4:1-Erfolg gegen den VfR Garching zeigt sich dennoch mal wieder, wie abhängig die Regionalliga-Fußballer der Sechziger von ihren ehemaligen Profis sind. Sascha Mölders trifft erneut, hat aber auch Grund, sich zu ärgern.

Von Christoph Leischwitz

Der Innenverteidiger Jan Mauersberger befindet sich bei Standardsituationen grundsätzlich nicht vor dem eigenen, sondern vor dem gegnerischen Tor, und das ist für den TSV 1860 München momentan der Garant für die Tabellenführung in der Regionalliga Bayern. Vor zweieinhalb Wochen sorgte der 32-Jährige mit einem Abstauber gegen den TSV Buchbach für einen späten Sieg, diesmal, gegen VfR Garching, machte er den Anfang: Nach 13 Minuten fand ihn eine Eckballflanke, von seinem Kopf senkte sich der Ball in einer hohen Kurve ins hintere Eck. Für Mauersberger war es bereits der fünfte Saisontreffer. Danach spielten sich die Sechziger einen souveränen 4:1-Erfolg heraus.

Trotzdem wurde gegen den taktisch gut eingestellten Außenseiter aus dem Münchner Norden wieder deutlich, wie abhängig die Sechziger von ihren ehemaligen Profis sind - und von ihrer Standard-Stärke. Schon der Ecke zum 1:0 war ein Freistoß vorausgegangen, als Garchings Torwart Marek Große den Schuss von Daniel Wein mit den Fäusten über die Latte lenkte. Auch dem 2:0 ging eine Ecke voraus: Sascha Mölders köpfelte, Große wehrte ab, allerdings vor die Füße von Markus Ziereis; dessen Schuss wurde erst hinter der Linie aus dem Tor geschlagen (36.). Aus dem Spiel heraus geschah aber wenig, meistens suchten die Abwehrspieler mit einem langen Ball Sascha Mölders. Garching spielte gut mit, Kapitän Dennis Niebauer setzte einen Kopfball freistehend auf das Netz des Löwen-Tores (33.).

Auf die Standards folgten die Konter gegen oft aufgerückte Gäste. Zunächst setzte Mölders einen Lupfer über Keeper Große Zentimeter neben das Tor (39.). Das 3:0 kurz vor der Pause wirkte dann schon wie ein Tor zum Ende des Spiels: Garching war schon an der Mittellinie ausgekontert, Mölders lief allein aufs Tor zu und legte uneigennützig hinüber zu Benjamin Kindsvater, der locker einschob (42.). "Klar kann man immer besser spielen. Aber im spielerischen Bereich war es ordentlich", sagte ein nicht gänzlich zufriedener Trainer Daniel Bierofka.

Dass auch die Garchinger bei Standards gefährlich sein können, bewiesen sie in der 54. Minute: Kindsvater musste nach einer Ecke auf der Linie klären. Als nach einer Stunde Garchings bester Stürmer Manuel Eisgruber eingewechselt wurde, dauerte es nur eine Minute, und es stand 1:3: Der Angreifer traf mit seinem Schuss ins linke untere Eck (61.). Spannend wurde es aber nicht mehr, weil in der 76. Minute Garchings Mike Niebauer einen Rückpass in die Beine von Ziereis spielte - der legte Mölders' elftes Saisontor auf.

Wenig später kam dann noch ein weiterer erfahrener Profi aufs Feld: Michael Görlitz erlebte unter dem Jubel der 12 500 Zuschauer im Grünwalder Stadion seine Pflichtspiel-Karriere für die Sechziger. Der langjährige Zweitliga-Spieler hatte sich nach einer langwierigen Achillessehnen-Verletzung in der Winterpause entschieden, in die vierte Liga und in die einstige Heimat zu wechseln - Görlitz spielte bis 2008 in der Jugend des FC Bayern. Der Offensivspieler reihte sich bei Offensivaktionen meist halblinks als zweiter Stürmer ein. Nach wenigen Sekunden auf dem Rasen gab er seinen ersten Torschuss ab, der allerdings im Netz vor der Osttribüne landete. "Das letzte Mal stand ich im Mai in einem Pflichtspiel auf dem Platz, es hat mich gefreut, wieder zu spielen", sagte der 31-Jährige. "Wenn wir so wie heute spielen, so effizient sind, dann brauchen wir uns keine Sorgen machen", sagte er mit Blick auf die Meisterschaft.

Sascha Mölders ist nach der zehnten gelben Karte gesperrt

Der Vorsprung ist nun trotz der vielen Nachholspiele einiger Verfolger beachtlich, auf Bayern II beträgt er aktuell zwölf Punkte. Allerdings haben die Löwen nicht mehr viele Heimspiele. Das nächste und vorletzte der Saison gegen den VfB Eichstätt am 14. April wurde auf 12.30 Uhr mittags vorverlegt, weil Bayern am selben Tag ein Bundesliga-Heimspiel austrägt. Am kommenden Mittwoch steht das erste Auswärtsspiel seit über einem Monat an, bei Greuther Fürth II. Einer der wichtigen Ex-Profis wird fehlen: Mölders sah gegen Garching die zehnte gelbe Karte und ist dann gesperrt.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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