1860 München:Analyse der Mängel

TSV 1860 München - MSV Duisburg

Noch ein Verletzter: 1860-Flügelstürmer Krisztian Simon wird vom Rasen der Arena getragen.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Krisztian Simon fällt mit einem Kreuz- und Innenbandriss für den Rest der Saison aus. Trainer Benno Möhlmann will in der Winterpause "zwei, drei Leute" dazuholen.

Von Markus Schäflein

Was die Tabelle angeht, will Benno Möhlmann gar nicht erst falsche Hoffnungen wecken. Auch nachdem am Sonntag endlich der erste Saisonsieg gelang (1:0 gegen Duisburg), beträgt der Abstand des TSV 1860 München auf den Relegationsplatz noch drei und auf Rang 15 sogar fünf Zähler, und der Trainer sagt: "Das wird auch bis Weihnachten nicht viel besser aussehen." Nicht die Entwicklung im Zweitliga-Klassement, sondern die Entwicklung auf dem Platz stellt der routinierte Übungsleiter in den Mittelpunkt. "Wir müssen weiter Basisarbeit machen. Das, was wir spielen, ist noch nicht das, was uns sicher da unten rausbringt", findet er. Gegen Duisburg gewann Möhlmann aber zumindest "das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sein sollten". Es gehe darum, "bis zum Winter unseren Fußball zu verbessern und noch einige Punkte zu holen. Dann bin ich zufrieden".

"Gewisse Situationen erkennen sie nicht oder nutzen sie nicht entschlossen aus", sagt Möhlmann

Dass es enorm viel zu verbessern gibt, wurde gerade gegen die schwachen Duisburger deutlich. Sobald die Sechziger das Spiel machen müssen, sind ihre gestalterischen Mängel offenkundig; sobald ihnen der Gegner Räume und Optionen schenkt, fällt auf, dass sie nicht in der Lage sind, sie zu nutzen. "Sie erkennen gewisse Situationen nicht oder nutzen sie nicht entschlossen aus", erkannte Möhlmann und fand ein Paradebeispiel in der 59. Minute. Duisburgs Branimir Bajic gab auf abstruse Weise den Ball her, doch 1860-Stürmer Stefan Mugosa rannte nicht etwa Richtung Tor, sondern auf die rechte Seite. Seine Hereingabe fing Duisburgs Torwart Michael Ratajczak mühelos ab, die Mitspieler hatten sich ohnehin in der Mitte nicht richtig in Position gebracht. "Die Entschlossenheit war nicht da, die Richtung zum Tor war nicht da. Da war gar nix da", sagte Möhlmann, "das kann man in der vierten Liga besser."

Dass dem Kader auch die Routine fehlt, will Möhlmann so natürlich nicht sagen - zumal er selbst in Innenverteidiger Sertan Yegenoglu und Linksverteidiger-Entdeckung Richard Neudecker zwei neue Talente einbaute. Der Trainer sagt allerdings: "Wenn wir im Winter zwei, drei Leute dazuholen, werden es keine 18-Jährigen sein." Zu den Zuständigkeiten bei der Suche, die angesichts des Noch-immer-bis-auf-Weiteres-Sportchefs Necat Aygün und zwei Geschäftsführern ohne große sportliche Kompetenz unklar sind, sagte Möhlmann nur: "Es wird mit Sicherheit keiner verpflichtet, den ich nicht möchte."

Nachverpflichtungen sind wahrscheinlich, zumal sich die Liste der langfristigen Ausfälle weiter verlängerte. Flügelspieler Krisztian Simon verdrehte sich gegen Duisburg ohne Einwirkung eines Gegenspielers schlimm das Knie, am Montag wurde ein Kreuz- und Innenbandriss diagnostiziert. Viele Monate wird es bis zu einem Comeback dauern, Möhlmann meinte: "Diese Saison können wir das vergessen."

Auf eine gute Nachricht aus der Personalabteilung galt es am Montag lange zu warten. Marius Wolf, der 20 Jahre alte Siegtorschütze gegen Duisburg, hatte nach dem Spiel seine Vertragsverlängerung angekündigt. Es wurde 18.37 Uhr, bis der TSV 1860 dann tatsächlich die Pressemitteilung verschickte: Wolf unterschrieb bei den Löwen bis 2019. Er spüre "von allen Seiten vollstes Vertrauen, sowohl in der Mannschaft als auch im gesamten Verein", erklärte Wolf. Auf Gegenseitigkeit, wer kann es Wolf verübeln, beruht das Vertrauen auf eine positive Entwicklung allerdings nicht. Der Klub und Wolfs Berater Ersin Akan, der schon Julian Weigl betreute und auch den 18 Jahre alten Neudecker zu seinen Klienten zählt, einigten sich nach langem Hin und Her nun doch auf eine Ausstiegsklausel. Allerdings handelt sich dabei offensichtlich um eine, mit der beide Seiten leben können. Der Kicker berichtete von einer festgeschriebenen Ablöse von rund drei Millionen Euro, für die Wolf die Löwen verlassen kann. Ein Wechsel schon im Winter wird durch den neuen Kontrakt nun immerhin weitaus unwahrscheinlicher.

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