Müller-Wohlfahrt:"Er wusste alles besser"

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Der Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und des FC Bayern hat heftig gegen Pep Guardiola nachgetreten. Münchens Klubchef Karl-Heinz Rummenigge reagierte mit Befremden auf dessen verbale Attacken.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und des FC Bayern, hat bemerkenswert heftig gegen Pep Guardiola nachgetreten. Müller-Wohlfahrt wirft dem früheren Trainer der Münchner in einem vorab von der Bild-Zeitung in Auszügen veröffentlichten Buch unter anderem Besserwisserei vor. "Ich konnte nicht begreifen, dass ein Trainer, der so viele Lebensjahre zählte wie ich Berufsjahre bei den Bayern, mir und meiner Erfahrung keinerlei Gehör schenkte", schrieb Müller-Wohlfahrt, der sich von Guardiola zum Befehlsempfänger degradiert und "in meinem Ehrgefühl" verletzt fühlte. Zudem hält Müller-Wohlfahrt den Trainer für einen Menschen "mit schwachem Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen". Guardiola scheine "in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern vielmehr vor dem Verlust von Macht und Autorität".

Hoeneß glaubt, er hätte in dem Konflikt vermitteln können

Klubchef Karl-Heinz Rummenigge reagierte am Dienstag mit Befremden auf die Veröffentlichungen. Er bezeichnete sie als "ungewöhnlich und überflüssig". Der 75 Jahre alte Müller-Wohlfahrt ist seit dieser Saison wieder Vereinsarzt des FC Bayern. Im April 2015 war er nach einem Streit in der Kabine im Anschluss an das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Porto (1:3) zurückgetreten.

Klubpräsident Uli Hoeneß hätte nach eigener Einschätzung im Streit zwischen den beiden Männern vermitteln können. Er wird in der Biografie des Arztes so zitiert: "Wäre ich damals nicht verhindert gewesen, hätte ich den Konflikt moderieren können. Pep Guardiola ist ein sehr stolzer Katalane, und die spanischen Fußballtrainer haben ein ganz anderes Verhältnis zur medizinischen Abteilung der Klubs. Und Mull wiederum ist ein sehr stolzer Arzt, der nicht über seine erfolgreichen Behandlungsmethoden diskutieren möchte. Im Frühjahr 2015 sind zwei Fronten aufeinandergetroffen. Es fehlte der Puffer, der ich immer war", erklärte Hoeneß, der damals wegen Steuerhinterziehung in Haft war.

Konkret wirft Müller-Wohlfahrt Guardiola weiter vor, beim FC Bayern "die Uhren zurückgedreht zu haben". Er sei so weit gegangen, "dass er unser medizinisch durchdachtes, jahrelang bewährtes Vorbereitungsprogramm vor dem eigentlichen Fußballtraining auf den Kopf stellte". Der Trainer sei stets ungehalten gewesen, wenn es um Verletzte ging: "Er wusste alles besser." Unter Guardiola habe sich die Zahl der Muskelverletzungen bei Bayern erhöht, berichtete Müller-Wohlfahrt. Guardiola habe verlangt, "medizinische Wunder zu vollbringen".

© SZ vom 14.03.2018 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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