Mitarbeiter des Tages:John Shuster

Lesezeit: 1 min

Foto: John Sibley/Reuters (Foto: JOHN SIBLEY)

Der 35-Jährige aus Minnesota war mal Skip des US-Curlingteams, ein ziemlich erfolgloser. Daraufhin wurde er ausgetauscht. Der sechsmalige US-Meister gab nicht auf, stellte sich eine Mannschaft zusammen - und wurde nun Olympiasieger.

Von Maximilian Länge

John Shuster weinte vor Freude, als er, der Gescheiterte, ein Olympiasieger war; als sein "Team Reject", eine Mannschaft Verstoßener, plötzlich das erste US-Team war, das im Curling eine Goldmedaille gewinnt. Nach Bronze 2006 in Turin waren die USA 2010 in Vancouver Letzter geworden. Skip Shuster, 35, wurde nach schwachen Auftritten vorübergehend ausgetauscht. Im Urban Dictionary entstand eine Wortneuschöpfung: "Shustern", für das Versagen im entscheidenden Moment. 2014 in Sotschi, nachdem die Amerikaner das olympische Turnier als Vorletzter beendeten, wollte der nationale Curlingverband endgültig einen Neustart. Shuster, immerhin sechsmal US-Meister, wurde samt seines damaligen Teams nicht mehr eingeplant.

Doch der Sportartikelhändler aus Minnesota wollte nicht aufhören mit seinem Sport. Also stellte er sich eine neue Mannschaft zusammen, ohne Unterstützung des Verbands: Tyler George, 35, ein Spirituosen-Händler, der die Wettkämpfe in seinen geliebten löchrigen Turnschuhen bestreitet; Matt Hamilton, 29, ein Entwicklungstechniker, der mit Schnurrbart und roter Mütze aussieht wie Super Mario; und Ingenieur John Landsteiner, 27. Das Erfolgsrezept: Spaß und Lockerheit. Sie qualifizierten sich für Pyeongchang.

Nach zwei Siegen aus sechs Spielen in der Vorrunde waren sie fast schon ausgeschieden. Aber: "Mit dem Rücken zur Wand haben wir am besten gespielt", sagte George. Sie shusterten nicht mehr. Sie legten eine Siegesserie hin. Sie trafen im Finale auf Schweden - und gewannen als Außenseiter 10:7. In Anlehnung an das amerikanische Eishockey-Team, dem bei Olympia 1980 ein "Miracle on Ice" gelang, ein "Wunder auf dem Eis", als es über die damals als unbesiegbar geltende Auswahl der Sowjetunion triumphierte, nannten US-Medien diesen Erfolg nun: "Miracurl on Ice".

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: