Mike Tyson macht Schluss:Ein letzter Knock-out

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Nach der Niederlage durch technischen K.o. beendet Mike Tyson vor 15472 Zuschauer seine skandalträchtige Karriere. Selbst gegen den krassen Außenseiter Kevin McBride konnte der gefürchtete K.o.-Schläger nicht bestehen - selbst mit unfairen Mitteln nicht.

"Jetzt ist Schluss. Ich bin nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. Es ist an der Zeit, mein Leben anders zu gestalten und ein Vater zu sein, der sich um seine Kinder kümmert", erklärte der Amerikaner 19 Tage vor seinem 39. Geburtstag. 20 Jahre und 97 Tage seines Lebens war Tyson, der sich selbst als "schlimmsten Mann des Planeten" bezeichnete, im Profi-Ring zu Hause.

58 Kämpfe bestritt er. Sechs davon gingen verloren, drei der letzten vier Ringauftritte endeten mit K.o.-Niederlagen. Zum neuen Leben des mit knapp 40 Millionen Dollar verschuldeten Amerikaners, der 250 Millionen Dollar erboxt hat, soll auch Missonarsarbeit in der Dritten Welt gehören.

Wie Tyson seine finanziellen Probleme allerdings ohne Boxen lösen will, scheint ihm gleichgültig zu sein. "Die Jungs werden ihr Geld schon kriegen", antwortete er lapidar. Von den fünf Millionen Dollar, die er für den McBride-Fight kassierte, bleiben dem zweimaligen Weltmeister nach Abzug von Steuern sowie zwei Millionen für seine Gläubiger und 750 000 Dollar für seine geschiedene Ehefrau nur noch Peanuts.

Tyson die Kraft geraubt

Selbst das Daumendrücken von Muhammad Ali hatte Tyson nicht geholfen, um an glorreiche Tage von einst anzuknüpfen. Die Box-Legende war gekommen, um seine Tochter Laila Ali im WM-Kampf gegen deren Landsfrau Erin Toughill siegen zu sehen. Das tat die 27-jährige Kalifornierin mit Bravour, indem sie durch technischen K.o. in der dritten Runde nach 1:59 Minuten ihren WIBA-Titel im Supermittelgewicht verteidigte.

Ali senior hatte es sich nicht nehmen lassen, Tyson in der Kabine alles Gute zu wünschen. In den ersten Runden schienen sich die Prognosen der Experten, die durchweg auf einen raschen K.o-Sieg tippten, zu erfüllen.

McBride, der vor acht Jahren von einem schlecht vorbereiteten Axel Schulz in der neunten Runde gestoppt worden war, wankte zwar, fiel aber nicht. Mit zunehmender Kampfdauer agierte der einen Kopf größere und 17 Kilogramm schwere Hüne (33 Siege/4 Niederlagen/1 Unentschieden) immer mutiger, indem er den Infight suchte und Tyson dadurch die letzte Kraft raubte.

In der sechste Runde verlor Tyson einmal mehr die Nerven. Nachdem alle K.o.-Versuche bis dato gescheitert waren, versuchte er offensichtlich, McBride nach einigen Tiefschlägen im Clinch den linken Arm zu brechen - so wie vor sechs Jahren dem Südafrikaner Francois Botha.

Als das missglückte, fügte er dem Iren mit einem Kopfstoß eine Risswunde über dem linken Auge zu. Wofür ihm zwei Punkte abgezogen wurden. Zwanzig Sekunden vor Rundenende ging Tyson schließlich nach einem brutalen Aufwärtshaken völlig erschöpft zu Boden. Sein tätowierter Schädel steckte zwischen dem ersten und zweiten Ringseil.

Es war ein Bild des Jammers. Tyson wankte nur mit Mühe in seine Ecke. Vom Hocker erhob er sich nicht mehr. Bei zwei Punktrichtern hatte er 57:55 geführt, beim dritten lag er 55:57 zurück. "Ich wollte nicht mehr. Ich wusste, er haut mich zusammen. Ich war müde", begründete Tyson seine Aufgabe. McBride, der mit 150 000 Dollar abgespeist wurde, konnte sein Glück nicht fassen. Er ging zu Tyson, küsste ihn auf die linke Wange und machte seiner Freude Luft: "Das war ein Sieg für den Stolz von Irland. Ich habe alle eines Besseren belehrt".

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