Der Kampf von A bis Z:Justin Biber und der Kampf um die 3000 Smaragde

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Von A wie Arum bis Z wie "zusätzlicher Gürtel": Der Sport und die Show, der Kampf und die Kampagne in Kurzgeschichten.

Von Jürgen Schmieder und Benedikt Warmbrunn, Las Vegas/München

Ein zum "Boxkampf des Jahrhunderts" hochgejazzter Schlagabtausch elektrisiert in Las Vegas die Massen. Schon zum offiziellen Wiegen von Floyd Mayweather und Manny Pacquiao am Vortag des Kampfes strömten 15.000 Fans in die MGM Grand Arena am Strip. Der Kampf von A bis Z.

Arum, Bob

Einer der erfolgreichsten Boxpromoter der Welt. Also einer der gerissensten Geschäftsmänner in einer Branche, in der Abmachungen auf dubiosen Wegen zustande kommen. In dem ersten von ihm vermarkteten Kampf boxte Muhammad Ali gegen George Chuvalo, einer der härtesten Gegner des jungen Ali. Heute ist Arums wichtigster Boxer Manny Pacquiao. Auch Floyd Mayweather arbeitete einst mit Arum zusammen. Dann zerstritten sie sich. Es ging: ums Geld.

Bieber, Justin

Floyd Mayweathers Best Friend Forever. Imitiert mittlerweile sogar Blick und Gang des Boxers. Fieberte am Kampftag in Mayweather Ecke mit. Ein Gegenangebot für Pacquiao kam von Late-Night-Talker Jimmy Kimmel: Der wollte unbedingt in der Ecke des Filipinos stehen und hat deshalb sogar das von Pacquiao komponierte und eingesungene Lied "Lalaban ako para sa Pilipino" (Ich kämpfe für die Philippinen") gelernt.

Cent, 50

Floyd Mayweathers ehemaliger Best Friend Forever. Danach Worst Enemy Forever - die beiden verhielten sich wie zwei Brüder im Sandkasten, die zetern, wessen Spielzeug schöner ist, wer welche Wörter besser aussprechen kann und deshalb von Mutti mehr geliebt wird. Derzeit gibt es ein Friedensangebot von 50 Cent in Form einer Wette: Er hat 1,6 Millionen Dollar darauf gesetzt, dass Mayweather den Kampf gewinnt. Ging klar.

De la Hoya, Oscar

Genannt The Golden Boy. Wegen seines Aussehens - und weil er lange die höchsten Kampfbörsen erzielte. 2007 erhielt er für einen Kampf gegen Mayweather 40 Millionen Dollar, damals die Rekordbörse. De la Hoya verlor. Zwei Jahre später boxte er gegen Manny Pacquiao. De la Hoya verlor. Inzwischen ein gerissener Boxpromoter. Arbeitete lange mit Mayweather zusammen. Dann zerstritten sie sich. Es ging: ums Geld.

Effektivität

Das Box-Computer-Programm CompuBox errechnete 2012, dass Floyd Mayweather der präziseste Boxer aller Gewichtsklassen ist. Damals traf er seine Gegner mit 46 Prozent seiner Schläge. Inzwischen ist diese Quote leicht gesunken (42 Prozent). Pacquiao ist nicht ganz so präzise - dafür schlagen nur wenige Boxer ähnlich oft pro Runde wie er (im Schnitt trifft er 24 Mal in drei Minuten).

Forbes

Amerikanisches Wirtschaftsmagazin, das gerne Einnahmen nachweist. In der Liste der Sportler mit dem höchsten jährlichen Einkommen führte in den vergangenen Jahren stets Floyd Mayweather. 2014 verdiente er durch seine 105 Millionen Dollar - er knackte als erster Sportler nach dem Golfer Tiger Woods die 100-Millionen-Dollar-Marke. Pacquiao kam mit 41,8 Millionen Dollar auf Platz elf, er verdiente immerhin 1,4 Millionen Dollar mehr als Zlatan Ibrahimovic, der Floyd Mayweather der Fußballbranche.

Gefängnis

2012 wurde Mayweather zu einer Haftstrafe von 90 Tagen verurteilt, weil er wiederholt wegen Körperverletzung und häuslicher Gewalt angezeigt worden war. Mayweather soll auch mehrere seiner Partnerinnen geschlagen haben, teilweise vor den Augen der gemeinsamen Kinder. Die Haftstrafe saß er im Clark County Detention Center in Nevada ab. Am Tag seiner Freilassung kaufte er sich für drei Millionen Dollar einen Bugatti.

Haymon, Al

Einer der erfolgreichsten Boxpromoter der Welt. Tritt in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung, über ihn ist nahezu nichts bekannt - er gilt deshalb als einer der gerissensten Geschäftsmänner in einer Branche, in der Abmachungen oft auf dubiosen Wegen zustande kommen. Bekannt ist nur, dass er aus Cleveland, Ohio, kommt und dass er in Harvard Wirtschaft studiert hat. Bekannt ist außerdem, dass sein wichtigsten Boxer Floyd Mayweather ist. Bisher haben sie sich nicht zerstritten. Wohl auch, weil niemand so lukrative Verträge aushandelt wie Al Haymon.

Inspection

Forderte Mayweather am Mittwoch. Untersucht wurde die Schutzhose von Pacquiao, damit die auch ja nicht zu hoch ist. War sie nicht. Daraufhin besuchten die Kontrolleure ihn selbst, um auch Mayweathers Schutz zu überprüfen. Ebenfalls alles in Ordnung.

Johannes

Einer der vier Evangelisten. Wird gerne von Manny Pacquiao zitiert, der seine Kraft nicht im Reichtum findet, sondern im Glauben. Erst in der Kampfwoche teilte dieser auf Twitter 1 Johannes 2:17: "Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit."

Kampf des Jahrhunderts

Bezeichnung für etwa 100 Prozent alle Duelle beim Preisboxen - selbst Rocky Balboa gegen Ivan Drago wurde so genannt. In diesem Fall jedoch gerechtfertigt. Ist ja noch jung, das Jahrhundert.

Las Vegas

Verrückte Stadt in der Wüste, die an diesem Wochenende noch verrückter ist. Die Hotelzimmerpreise stiegen nach der Ankündigung des Kampfes um durchschnittlich 900 Prozent. Es wurde erwartet, dass sowohl bei den Umsätzen mit Wetten und Zocken, aber auch in Restaurants, Shows und - ja, wirklich - Klamottengeschäften Rekordumsätze erzielt werden.

Mayweather, Floyd Sr.

Vater von Floyd Mayweather Jr. War einst ein ähnlich talentierter Boxer. Ist heute noch ein ähnliches Großmaul. Als Floyd Jr jung war, trainierte ihn tagsüber sein Vater - nachts verkaufte dieser Drogen. Auch als Profi wurde der Sohn zunächst vom Vater trainiert, dann zerstritten sie sich. Es ging um Eitelkeiten. Und ums Geld. 2013 versöhnten sie sich öffentlichkeitswirksam. Seitdem trainiert der Vater wieder den Sohn.

Nadeln

Ganz heikles Thema. Mayweather suggerierte in der Vergangenheit immer wieder, dass die Schnelligkeit, Kraft und Kondition von Pacquiao nicht nur durch die Einnahme von Reis und Mangos gefördert werde, sondern auch durch illegale Mittel - und wurde deshalb von Pacquiao verklagt. Nun haben sich die beiden auf Dopingkontrollen nach olympischem System geeinigt - und streiten noch immer, ob derjenige, der einen Test verpasst, fünf Millionen Dollar zahlen muss.

Ortiz, Victor

Profiboxer, gegen den sich Floyd Mayweather seinen unrühmlichsten Sieg sicherte. 2011 knockte dieser Ortiz aus, als der Ringrichter sie dazu aufforderte, sich nach ein paar Nicklichkeiten versöhnlich mit den Handschuhen zu berühren - doch Mayweather schlug einen linken Haken an Ortiz' Kopf. Ein Knockout, der die Regeln des gegenseitigen Respekts missachtete. Und der Mayweathers Ruf als böser Bengel festigte.

PPV

Dürfte etwa 350 Millionen Dollar erlösen - die Buchmacher in Las Vegas rechneten mit 3,5 Millionen Pay-Per-View-Bestellungen zu einem Preis von jeweils 100 Dollar. Dazu kommen die Einnahmen aus den Ticketverkäufen (etwa 72 Millionen), den internationalen Übertragungsrechten (35 Millionen), Eintrittskarten für Public Viewing in Vegas (13 Millionen) und Sponsoren (13 Millionen). Das sind 483 Millionen Dollar, die bei diesem Kampf umgesetzt werden dürften. Nicht eingerechnet: Die Einnahmen der Boxer durch Merchandising und persönliche Sponsorenverträge.

Quoten

Es wurde damit gerechnet, dass auch der Rekord der in Las Vegas abgeschlossenen Wetten gebrochen wird - auch wegen des Kentucky Derbys und der Playoffs im Basketball und Eishockey, aber natürlich vor allem wegen dieses Kampfes. Ein paar Quoten der Buchmacher in Vegas: Sieg Pacquiao: 2,80. Pacquiao wird niedergeschlagen, gewinnt aber: 26,00. Beide Boxer werden niedergeschlagen: 16,00. Kam alles nicht so. Dafür: Sieg Mayweather: 1,55.

Roach, Freddie

Pacquiaos Trainer. Nur wenige Menschen in dieser dubiosen Branche werden ähnlich respektiert wie Roach. Der Amerikaner hat ein Auge für entscheidende Details. Roach steht täglich mit seinen Boxern im Ring, obwohl der frühere Profi an Parkinson leidet. Seine Ärzte sagen, dass seine Arbeit als Trainer den Verlauf der Krankheit verlangsame.

Sarangani

Provinz auf der philippinischen Insel Mindanao, Geburtsort von Manny Pacquiao. Gefährlichste Insel des Landes, geplagt von Armut und dem Krieg zwischen Soldaten der christlichen Regierung und den muslimischen Rebellen. Waffenstillstand herrscht dort nur für wenige Stunden. Immer dann, wenn Pacquiao boxt. Motto der Region: "Um Morgen kümmern wir uns morgen." 2010 wurde Pacquiao zum Kongressabgeordneten der Provinz gewählt.

Time

Amerikanisches Nachrichtenmagazin, das versucht, Einfluss nachzuweisen. Im Ranking der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten tauchte 2009 erstmals Pacquiao auf. In der Kategorie "Helden und Ikonen" wurde darauf verwiesen, dass der Boxer auf den Philippinen "wie ein Gott verehrt" werde. Mayweather wurde in der Liste bisher nicht aufgezählt.

Unentschieden

Teil einer Verschwörungstheorie, die vor dem Kampf durch Las Vegas geisterte. Weder Mayweather noch Pacquiao wollen verlieren, hieß es, also könnten sie nur durch Niederschlag gewinnen. Sollte der Kampf über die volle Distanz gehen, so die Theorie, wären die Punktrichter instruiert, für ein Unentschieden zu sorgen, schließlich wäre ein Rückkampf noch einmal mehr 450 Millionen Dollar wert. Es kam anders als der Argwohn vermuten ließ.

Verlieren

Kann Floyd Mayweather, aber nur als Amateurboxer und auch das nur sehr umstritten. Bei den Olympischen Spielen 1996 verlor er im Halbfinale gegen den Bulgaren Serafim Todorow. Todorow verlor danach das Finale, er bekam Depressionen und wurde Alkoholiker. Über die 100 Dollar, die für das Ansehen des Kampfes verlangt werden, sagt Todorow: "So viel Geld hatte ich zuletzt in der Hand, als ich meinem Sohn Schuhe für seine Hochzeit gekauft habe."

Wrestlemania

Gilt als wichtigste Wrestling-Großveranstaltung des Jahres. In jedem Jahr. 2008 trat darin Floyd Mayweather auf, er durfte den 2,13 Meter großen und 200 Kilogramm schweren Big Show mit einem Schlagring ausknocken.Festigte Mayweathers Ruf als böser Bengel.

Xzibit

Amerikanischer Rapper, dem Floyd Mayweather einmal einen Bugatti abkaufte. Ein Geschäft, das Mayweathers Ruf als verschwenderischer, böser Bengel festigte.

Yeshmagambetov, Serikzhan

Kasachischer Boxer, der 2003 gegen Pacquiao kämpfte, damals noch im Superbantamgewicht. Der Kasache schlug Pacquiao in der vierten Runde zu Boden, verlor aber eine Runde später durch technischen Knockout. Der Kampf ist eines der vielen Beispiele dafür, wie unerschütterlich Pacuqiao, der schon mehrfach am Boden war, in Boxkämpfen auftritt.

Zusätzlicher Gürtel

Ließ der Verband WBC extra für diesen Kampf anfertigen. Der Sieger, also Mayweather, bekam das mit 3000 Smaragden besetzte und eine Million Dollar teure Stück nach dem Kampf überreicht. Es ging außerdem um die Titel der Verbände WBO und WBA. Jedoch nicht um den der IBF, weshalb sich Mayweather noch nicht einmal "unbestrittener Weltmeister im Weltergewicht" nennen darf. Titelträger der IBF ist der Brite Kell Brook.

© SZ vom 03.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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