Mainz siegt 2:0:Schleudertrauma

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Allen Grund zum Feiern: Mainz schlägt Leverkusen mit einem frühen Doppelschlag - jetzt geht's in den Karneval. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Bereits nach elf Minuten entscheidet Mainz das Spiel, weil Leverkusen in alte Muster verfällt und äußerst einfallslos agiert.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

"Rucki-Zucki", sangen die kostümierten Mainzer Fans in ihrer karnevalistischen Hochstimmung im Gästeblock des Leverkusener Stadions. Damit reduzierten sie den 2:0 (2:0)-Sieg ihres FSV auf eine lakonische Formel. Es war nämlich nicht nur so, dass die Mainzer den Leverkusenern mit zwei Treffern in den ersten elf Minuten ruckzuck jegliche Energie geraubt hatten. Nein, die trägen Leverkusener waren überhaupt weder zu Tempo noch zu kreativem Fußball in der Lage. Behäbig und kampflos ergaben sie sich ihrem Schicksal und ermöglichten den Gästen, ihre Führung 79 Minuten lang ungefährdet nach Hause zu spielen.

In den "Oh-wie-ist-das-schön"-Gesang der Mainzer fielen die Leverkusener Anhänger später selbst sarkastisch ein. "Unsere Leistung war so nicht okay", sagte Leverkusens Torwart Bernd Leno, "das darf nicht passieren, da müssen wir ehrliche Worte finden." Das muss vor allem Trainer Roger Schmidt, der nach dem Spiel damit anfing. Er habe "Durchschlagskraft, Geschlossenheit, Zweikampfhärte und Robustheit" vermisst und betonte: "Solange wir keine Konstanz in unser Spiel kriegen, werden wir höheren Ansprüchen auch nicht gerecht." Das war eine Abkehr von tabellarischen und damit internationalen Ambitionen: "Wir können hervorragend Fußball spielen, aber es fällt uns im Moment schwer, das kontinuierlich zu zeigen."

Nach der spektakulären 2:4-Niederlage unter der Woche gegen Atlético Madrid schienen die Leverkusener unter einer Art fußballerischem Schleudertrauma zu leiden - einer Verwirrung der Sinne und der Entschlossenheit. Nachdem sie am Mittwoch von den Madrilenen durcheinandergewirbelt wurden, wussten sie gegen Mainz von Beginn an nicht, wo ihnen der Kopf steht. Schon nach elf Minuten lagen sie 0:2 hinten und hatten damit noch Glück, denn nach diesen elf Minuten hätte es auch schon 0:4 stehen können.

Mainzer steigen am Rosenmontag auf den Karnevalswagen

So waren keine zwei Minuten gespielt, als der Mainzer Jhon Cordoba (fatalerweise vom Leverkusener Lars Bender geschickt) ganz allein aufs Leverkusener Tor zulief, doch er scheiterte am glänzend reagierenden Torwart Bernd Leno. Eine Minute später schien Leno den Gegentreffer erneut verhindern zu können, jedenfalls war er noch mit beiden Händen an einem Kopfball von Stefan Bell, doch von Lenos Handflächen flog der Ball ins Tor. Den Eckball vor diesem Treffer hätte es allerdings gar nicht geben dürfen, denn der Mainzer Yoshinori Muto war klar erkennbar der Letzte gewesen, der den Ball berührt hatte, bevor er ins Aus ging.

Wieder nur drei Minuten später köpfelte Levin Öztunali knapp am Leverkusener Tor vorbei, und danach dauerte es wiederum nur bis zur 11. Minute, ehe Öztunali das 2:0 erzielte. Bei seinem einer Flanke ähnelnden Freistoß aus 25 Metern reagierte Leno in Erwartung eines Kopfballs derart verzögert, dass der Ball ohne weitere Berührung durch einen Spieler erst auf den Boden und von dort ins Tor sprang. Man hatte den Eindruck, dass Leno auch diesen Ball halten hätte können. Erst nach dieser Szene milderte sich Leverkusens Schleudertrauma ab. Sie spielten gegen verwaltende Mainzer gleichwertig mit, ohne im Spiel aber Akzente setzen zu können.

Die gegen Atlético zumindest offensiv noch so flotten, einfallsreichen und leidenschaftlichen Leverkusener spielten einfallslos und nüchtern. "Ich hatte nie das Gefühl, dass wir noch in Bedrängnis geraten", sagte der Mainzer Fabian Frei und freute sich außer über die drei Punkte darüber, dass man am Montag mit einem guten Gefühl auf den Karnevalswagen steigen könne. "Wir hatten gesagt, dass wir nur gehen, wenn wir in Leverkusen ein gutes Ergebnis erzielen", sagte Frei.

Und dieses Vorhaben war unmissverständlich erreicht worden. "Die drei Punkte tun uns gut, um in der Tabelle nach hinten die Distanz zu wahren", sagte der Trainer Martin Schmidt. Der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder erhob Sieg und Leistung zum "Fingerzeig, dass wir die 0:2-Niederlage gegen Bremen letzte Woche gut verkraftet haben."

© SZ vom 26.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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