Männer-Turnier in München:Im Stil eines Großen

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Vergangenes Jahr konnte er in München gewinnen und bekam am Ende eine Lederhose überreicht: Alexander Zverev. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Alexander Zverev lernt aus den eigenen Fehlern. Und das schnell. Am Sonntag kann er sein erstes Heimturnier gewinnen.

Von Gerald Kleffmann, München

Der Samstag war so ein Tag, an dem sich ein altbekanntes Gefühl ausbreitete: Da unten auf dem Platz steht ein junger Mann, der in den wichtigen Momenten zur Stelle ist. Der große Schläge auspackt. Der nicht zurückweicht vor der Konfrontation, wenn es um alles geht. Boris Becker war so einer, der diese Aura hatte, der wie ein Ritter seinen Dienst verrichtete. Manchmal fluchend und in herrliche, selbstzerfleddernde Selbstgespräche verstrickt. Aber er brauchte dieses Ventil eben. Alexander Zverev tickt ähnlich.

Man muss das mal so festhalten: Das deutsche Männertennis kann nicht nur auf einen sehr guten jungen Spieler in der erweiterten Weltspitze stolz sein. Das deutsche Männertennis verfügt nun gar über einen Siegertypen, der vor allem mit einer Eigenschaft auffällt: Er lernt aus seinen Fehlern auf dem Platz. Er macht es das nächste Mal besser. Und diese Gabe ist wahrlich ein Trumpf. Der größte wohl in der Karriere von Alexander Zverev.

20 Jahre ist er erst alt, an diesem Sonntag steht er bereits zum fünften Mal im Finale eines ATP-Turniers, der höchsten Profiserie im Tennissport. Zweimal gewann er auch, in St. Petersburg und Montpellier, "es würde mir sehr, sehr viel bedeuten, in Deutschland zu gewinnen", sagte er verständlicherweise nach seinem beeindruckenden 7:5, 7:5-Sieg gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Beeindruckend deshalb, weil er wie ein Großer, wie ein Etablierter auftrat. Die Großen haben ja oft einen Matchplan, der so aussieht: Bring' deine Aufschlagspiele durch und nutze die eine dir sich bietende Chance. Zverev kann genau auf diese Weise Matches gewinnen.

Wenige Chancen, optimal genutzt

Im ersten Satz hatte er die Chance zum Break bei 5:5 - er nahm Bautista Agut, der als 18. in der Weltrangliste zwei Ränge vor ihm steht - den Aufschlag ab. Nach einem Break führte er im zweiten Satz mit 2:0, da habe er "kurz nachgelassen", räumte Zverev ein. Doch bei 5:5 hatte er wieder die Chance - und zack, Break. Mit einem Ass beendete er die Partie, ein Symbol seiner Entschlossenheit. Neun Asse hatte er insgesamt geschlagen. Diese Fähigkeit wird ihm sicher noch oft helfen.

Im Finale trifft er nun auf den argentinischen Qualifikanten Guido Pella. Zverev wird der Favorit sein, es wird ihn kein bisschen stören oder verunsichern oder belasten. Er werde dieses Spiel, in dem es immerhin um 333 330 Euro und einen James-Bond-tauglichen Sportwagen geht, wie ein "normales Match" angehen. Er habe ja schon die Erfahrung von vier Finals. Und es ist gut möglich, dass es genauso kommen wird: Zverev macht selten den gleichen Fehler zweimal. Und mit Deutschland hat er ja noch eine kleine Rechnung offen. 2016 verlor er in Halle beim Rasenturnier sein erstes Finale daheim.

© SZ vom 07.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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