Männer-Handball:Füchse wechseln Trainer

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Einmal Trainer des Jahres, zweimal EHF-Pokalsieger: Velimir Petkovic übernimmt die Füchse Berlin. (Foto: Jens Wolf/dpa)

Der Berliner Bundesligist trennt sich überraschend vom Isländer Richardsson - obwohl das Team überall im Soll liegt. Velimir Petkovic übernimmt ab sofort.

Der Handball-Bundesligist Füchse Berlin hat sich überraschend von Trainer Erlingur Richardsson, 44, getrennt und dafür umgehend den erfahrenen Velimar Petkovic, 60, verpflichtet. "Wir haben gestern Abend zusammengesessen und die Trennung gemeinsam beschlossen", berichtete Richardsson am Dienstag von einem Gespräch mit Klub-Manager Bob Hanning. Wie die Füchse wenig später mitteilten, sei man "nach intensiver Analyse der aktuellen Situation zu dem Ergebnis gekommen, die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden". Hanning dankte Richardsson für seine "engagierte und stets loyale Arbeit" in Berlin. Nachfolger Petkovic erhält einen Vertag bis 2018.

Mit Frisch Auf Göppingen gewann Petkovic 2011 sowie 2012 auf europäischer Ebene den EHF-Pokal, dazu war er 2005 zum "Trainer der Saison" gekürt worden. Zuvor trainierte der in Jugoslawien geborene Coach von 1998 bis 2004 die HSG Wetzlar, zuletzt zwei Jahre den Zweitligisten ThSV Eisenach. "Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Velimir Petkovic unsere Ziele erreichen können und er der Mannschaft zusätzliche Impulse verleihen wird", sagte Hanning. Er freue sich auf die Herausforderungen in Berlin, meinte Petkovic: "Es ist eine tolle Chance, diesen Spitzenklub übernehmen zu dürfen. Ich werde auf der Arbeit Richardssons aufbauen und bin sicher, dass wir die Saisonziele erreichen."

Für Hanning war der Trainer-Wechsel ein Novum: Erstmals trennte er sich in seiner Amtszeit bei den Füchsen während der laufenden Saison von einem Trainer. Die Suche nach einem Nachfolger ging dabei viel schneller als bei seinem komplizierten Job, einen neuen Mann für den nach der WM in Frankreich scheidenden Bundestrainer Dagur Sigurdsson zu finden. Auch dafür ist Hanning als DHB-Vizepräsident zuständig.

Am Dienstagvormittag hatte der 44 Jahre alte Richardsson die Mannschaft von seinem Abschied unterrichtet. "Das war für uns überraschend", sagte Nationalspieler Paul Drux: "Erlingur war menschlich sehr beliebt, ein netter Kerl", meinte der Rückraumspieler, der sich über mögliche Gründe nicht äußern wollte: "Das bleibt eine Sache zwischen Bob und Erlingur."

Die Trennung ist erstaunlich, weil die Berliner mit Platz vier in der Bundesliga, dem Einzug in die EHF-Gruppenphase und der Titelverteidigung bei der Klub-WM voll im Soll sind. Die nackten Zahlen lesen sich positiv: In 25 Pflichtspielen kamen die Füchse zu 19 Siegen bei vier Niederlagen und zwei Unentschieden. Allerdings zeigte die Mannschaft in den zurückliegenden Partien schwankende Leistungen. Hanning beklagte die fehlende Führung auf und neben dem Platz und kritisierte damit indirekt den eher bedacht auftretenden Richardsson. Der Isländer hatte 2015 die Nachfolge seines erfolgreichen Landsmannes Sigurdsson bei den Füchsen angetreten.

© SZ vom 14.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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