Leverkusen siegt 1:0:Dominant von A bis Z

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Im Energiesparmodus siegt Leverkusen in Hannover. Das einzige Tor? Mal wieder ein direkter Freistoß von Hakan Calhanoglu! Bayer stimmt sich damit bereits auf das Rückspiel gegen Lazio Rom ein.

Von Javier Cáceres, Hannover

Als der Held des Tages darauf wartete, einem Fernsehsender seine Impressionen zu schildern, erhielt er unvermittelt einen Klaps auf den Hinterkopf. Rudi Völler war der Name des Aggressors, wobei die lächelnde Reaktion des Geschlagenen sofort verriet, dass die Geste des Sportdirektors von Bayer Leverkusen nur Anerkennung und Dank ausdrücken sollte.

Der Geschlagene? Das war Hakan Calhanoglu, Leverkusens Mittelfeldspieler, und dass Völler ihm quer durch den Kabinentunnel nachgestiegen war, hatte vor allem damit zu tun, dass Calhanoglu seinem Team einen Zustand inneren Gleichgewichts verliehen hatte - durch sein Freistoßtor zum 1:0-Sieg bei Hannover 96. Der Triumph darf die Leverkusener behaupten lassen, dass sie in zwei Bundesliga-Spielen zwei Siege erzielt haben - und dass ihre Generalprobe vor dem Rückspiel gegen Lazio Rom in der Champions-League-Qualifikation geglückt war. Durch "guten, ökonomischen Fußball", der dem Strapazen-Mix der zurückliegenden Woche angepasst war, wie Leverkusens Weltmeister Christoph Kramer erläuterte: "Dieser Erfolg wird uns wieder Selbstvertrauen geben."

Auch ein Sieg für Charles Aránguiz

So schmucklos er auch daher kam - es wäre wohl tatsächlich unangebracht, den Wert des Pflichtsiegs gering zu schätzen. Die Rückschläge, die Leverkusen vor der Reise nach Hannover verdauen musste, hatten es ja emotional tatsächlich in sich. Zur Erinnerung: Am Dienstag verlor Leverkusen das Hinspiel in Rom unglücklich mit 0:1. 48 Stunden später verletzte sich der eben erst teuer verpflichtete Mittelfeldspieler Charles Aránguiz so schwer (Achillessehnenriss), dass er Monate ausfallen wird, in Klub und Mannschaft herrscht Wehklagen über das Schicksal des Chilenen. "Wir haben auch für ihn gewonnen", sagte Kapitän Lars Bender.

Eines dieser Kunstwerke: Mit einem Freistoß schießt Hakan Calhanoglu (l.) Leverkusen zum Auswärtssieg in Hannover. (Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Im Zentrum des Nachmittags stand freilich der türkische Nationalspieler Calhanoglu, der seinen Siegtreffer schon nach 18 Minuten erzielt hatte. Leverkusens Nummer 10 verwandelte den Freistoß aus 24 Metern direkt - und ließ bei den 39 000 Hannoveraner Zuschauern die Frage aufkommen, wieso der Klub eigentlich so viele Freistoßtore kassiert. In der vergangenen Spielzeit flogen sechs Freistöße ins Netz. "Er ist einer der besten Schützen der Liga!", rechtfertigte sich Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler, als er zu Hergang und möglicher Mitschuld konsultiert wurde.

Einstimmung auf das Rückspiel gegen Lazio Rom

Die eigentliche Frage, die rund um den Maschsee debattiert wird, hat aber wenig mit kassierten Freistößen zu tun. Vielmehr wird jetzt debattiert, ob Hannover sich wieder auf eine Spielzeit einstellen muss, die vom Kampf gegen den Abstieg geprägt ist. Man sei gar nicht in der Lage, Leverkusen fußballerisch Paroli zu bieten, schließlich würden die Rheinländer zu den Teams der Liga gehören, "die mit den besten Fußball praktizieren", sagte Hannovers Trainer Michael Frontzeck. Dieser Gedanke schien Hannover aber schon zu Beginn der 90 Minuten zu beschleichen - und bedingte, dass die Leverkusener keine Mühe hatten, das Geschehen von A bis Z zu dominieren.

Nur Leverkusen ließ den Ball zirkulieren und Spielkultur erahnen, die Hannoveraner hingegen wirkten bieder bis an den Rand der Ambitionslosigkeit. Gleichwohl hatten die Gastgeber die erste gute Chance der Partie: Nach einem langen Ball aus dem Zentrum der Abwehr legte Stürmer Mevlüt Erdinc auf den nur anfangs agilen Sturmkollegen Charlison Benschop ab - doch Leverkusens Torwart Bernd Leno parierte dessen 20-Meter-Schuss mit den Fäusten. Danach verflachte die Partie. Allerdings hätte Calhanoglu fast noch einen Treffer erzielt. In der 47. Minute setzte er einen weiteren Freistoß lediglich ans Lattenkreuz, dabei war der fast noch besser geschossen als jener, der zum Torerfolg geführt hatte.

Hannovers 18-jähriger Zugang Allan Saint-Maximin, ein flinker Wusler aus Frankreich, der Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, schaffte es zwar noch, die Massen zu agitieren. Eine Wende leitete auch er nicht mehr ein.

Und so konnte sich Leverkusen rasch auf die bevorstehende Champions-League-Aufgabe konzentrieren. Das Rückspiel daheim gegen Lazio am Mittwoch ab 20.45 Uhr. "Wir sind schon heiß auf das Spiel gegen die Römer", sagte Calhanoglu.

© SZ vom 23.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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