Letztes Testspiel vor der Handball-WM:Fünf rein, einer raus

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Mehr Verletzungen gehen nicht? Falsch gehofft. Im letzten Testspiel vor der WM fehlt den Deutschen Pascal Hens. Doch ein Rückkehrer macht Hoffnung.

Christian Zaschke

Es ist nicht so, dass Florian Kehrmann seinen Handbruch mittlerweile für eine prima Sache hält, aber er hat sich eine gewisse Lässigkeit im Umgang mit der Verletzung angewöhnt.

Kann der fliegen? Steht der auf einer Leiter? Pascal Hens in Aktion. (Foto: Foto: AP)

Dann und wann versucht er einen kleinen Spruch, zum Beispiel: "Die Titanplatte in meiner Hand merkt man ganz schön. Nach dem Handball sollte ich Boxer werden." Die Titanplatte wurde ihm eingesetzt, nachdem er sich im Oktober in einem Testspiel gegen Schweden die Mittelhand gebrochen hatte und es eine Zeitlang so aussah, als würde Kehrmann die WM nicht spielen können.

An diesem Samstag ist Kehrmann schon wieder so weit, dass er im letzten Testspiel der Handball-Nationalmannschaft gegen Ägypten in der Münchner Olympiahalle (15 Uhr) auflaufen kann, und zum Start der WM am kommenden Freitag in Berlin ist er in jedem Fall dabei - wenn er sich nicht am Samstag noch verletzt.

Talent zur Verletzung

Das ist tatsächlich nicht auszuschließen, denn die Deutschen haben in der Vergangenheit ein gewisses Talent dazu bewiesen, sich in letzten Testspielen zu verletzen. Diesmal sollten sie ihr gesamtes Verletzungspech allerdings bereits aufgebraucht haben.

So viele Spieler haben bereits Blessuren erlitten, dass die Partie gegen die Ägypter zu einem Spiel der Rückkehrer vom Krankenstand wird. Kapitän Markus Baur ist nach einer Oberschenkelzerrung wieder dabei. Weiterhin kehren zurück: Holger Glandorf (Gesichtsblessur), Rolf Hermann (Reizung im Arm) und Andrej Klimovets (Oberschenkelzerrung).

Fehlen wird Bundestrainer Heiner Brand überraschend Pascal Hens, der wegen Bauchmuskelproblemen auf einen Einsatz verzichtet. Erwartungsgemäß fehlen Oleg Velyky, der weiterhin an einem Sehnenanriss in der Fußsohle laboriert, und Sebastian Preiß, der einen Muskelfaserriss in der Wade erlitt. Dass die beiden bis zum WM-Start fit werden, ist eher unwahrscheinlich, doch Brand darf nach der Vorrunde zwei Spieler nachnominieren. Es besteht noch Hoffnung.

Am Samstag wird es vor allen Dingen darum gehen, taktische Abläufe unter Wettbewerbsbedingungen zu trainieren. Das macht dieses Testspiel enorm wichtig. Mittlerweile sieht es nämlich so aus, als würden sehr viele Verletzte zur WM einigermaßen fit werden, aber die Mannschaft ist nicht ausreichend eingespielt. Sie braucht jetzt jede Minute, weshalb für Sonntag ein weiterer Test unter Ausschluss der Öffentlichkeit anberaumt wurde.

Anschließend haben die Spieler einen Tag frei, bis sie sich in Halle/Westfalen treffen und sich auf das Eröffnungsspiel vorbereiten. Da die ersten beiden WM-Gegner Brasilien und Argentinien heißen, hat die deutsche Mannschaft im Grunde zwei weitere Testspiele, denn weder Brasilien noch Argentinien gehören zur internationalen Spitze.

Im Trainingslager am Ammersee traf Florian Kehrmann bei einem Wurfversuch seinen Mitspieler Lars Kaufmann mit der operierten Hand am Kopf. Kaufmann überstand den Schlag unverletzt, und vor allen Dingen hielt auch Kehrmanns Hand die Erschütterung aus. "Ich habe festgestellt, dass alles hält. Die Angst ist inzwischen weg", sagte Kehrmann.

Seit er weiß, dass er trotz des Handbruchs ohne Einschränkung spielen kann, ist der Rechtsaußen der größte Optimist im Team. Für den Fall des WM-Gewinns hat er angekündigt, sich einen Schnauzbart wie Heiner Brand wachsen lassen zu wollen. Derzeit hält Kehrmann es für durchaus möglich, dass er sich nach dem Finale am 4. Februar in Köln eine ganze Weile nicht mehr über der Oberlippe rasiert.

© SZ vom 13.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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