Leichtathletik:Trauer um Herms

Lesezeit: 2 min

Er war einer der besten deutschen Mittelstreckler, Olympia-Teilnehmer und mehrfacher nationaler Meister - und erst 26 Jahre alt. Nun ist René Herms tot. Die Todesursache ist noch unklar, die Polizei ermittelt.

Die deutsche Leichtathletik trauert um René Herms. Die Leiche des früheren 800-m-Meisters und Olympiateilnehmers von 2004 wurde am Samstagvormittag in dessen Wohnung in Lohmen bei Pirna in Sachsen aufgefunden. Nach Informationen der Bild saß er vor dem Computer, als er gefunden wurde. René Herms wurde nur 26 Jahre alt.

Mittelstreckenläufer René Herms wurde am Samstag tot in seiner Wohnung aufgefunden. (Foto: Foto: ddp)

"Wir haben die Ermittlungen aufgenommen. Es weißt nichts auf Fremdverschulden, Suizid oder ein Verbrechen hin. Eine Obduktion der Leiche ist wahrscheinlich", sagte Polizeiführer Bernd Kopke. Herms soll leicht erkältet gewesen sein.

Die Managerin des Athleten, Kerstin Pohlers, erklärte, Herms' Schwiegermutter habe die Leiche gefunden. Herms' in Hannover arbeitende Ehefrau Steffi, der Herms 2004 bei der DM in Braunschweig einen öffentlichen Heiratsantrag gemacht hatte, habe sich wegen des ausbleibenden Kontakts gesorgt und darauf ihre Mutter am Samstagmorgen um einen Besuch in der Wohnung gebeten. Der Notarzt habe die Kriminalpolizei eingeschaltet, die Leiche sei zur Obduktion freigegeben.

Herms war einer der besten deutschen Mittelstreckenläufer der vergangenen Jahre. Er machte sich in der Szene mit couragierten Läufen und beeindruckenden Spurts auf der Zielgeraden einen Namen. Seine Begeisterung für die Mittelstrecke hatte er beim Fernsehschauen gewonnen. Herms war erst kurz zuvor vom Handball in die Leichtathletik gewechselt und ging noch gar nicht über die Mittelstrecken-Distanzen 800 Meter und 1500 Meter an den Start, sondern in den Sprintdisziplinen, da lief bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney über die 800-Meter-Strecke ein junger Deutscher namens Nils Schumann überraschend zur Goldmedaille. "Das hat mich schon beeindruckt", sagte Herms später.

Sieg gegen den Olympiasieger

Unmittelbar danach wechselte er selbst auf die 800-Meter-Strecke - und war auf Anhieb erfolgreich. Auf Anhieb gewann er 2001 den deutschen Meistertitel, und national dominierte er von 2001 bis 2006 diese Distanz. Von 2002 bis 2007 war er über die 800 Meter auch deutscher Hallenmeister. Der Sieg 2002 war von besonderer Bedeutung, denn da besiegte er den Olympiasieger Schumann im direkten Duell: Bei der deutschen Meisterschaft in Wattenscheid verteidigte der Pirnaer seinen Titel aus dem Vorjahr, als er in Abwesenheit Schumanns gewonnen hatte.

Seinen ersten nennenswerten internationalen Erfolg feierte Herms mit dem Sieg bei der U20-Europameisterschaft 2001 in Grosseto, wo er die Junioren-EM-Zeit Schumanns von 1997 um mehr als vier Sekunden unterbot. 2004 stand er bei den Olympischen Spielen im Halbfinale. Seit dem 1. Januar 2007 startete Herms für die LG Braunschweig.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) reagierte zutiefst betroffen. "Das ist für die ganze Leichtathletik eine schockierende Nachricht. Es ist ein erdrückendes Gefühl, das kann man ganz schwer beschreiben. Jetzt liegt es an der Polizei, herauszufinden, was die Todesursache war", sagte Siggi Schonert, Teammanager der deutschen Nationalmannschaft.

Auch seine Managerin Pohlers konnte die Nachricht nicht fassen. "Ich habe noch am Montag mit ihm die komplette Hallensaison abgestimmt. Es ging ihm gut, es war alles okay, außer, dass seine Nase noch ein wenig verschnupft war. Dies waren die Nachwirkungen einer Grippe, die er über Silvester hatte", sagte sie

Herms' früherer Trainer Klaus Müller hatte am Donnerstagmittag noch telefonischen Kontakt zum Athleten. "Wir haben telefoniert, weil er mit meiner Trainingsgruppe in ein Trainingslager nach Kienbaum aufbrechen wollte", sagte er.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: