Leichtathletik: Deutsche Meisterschaft:Glanzlos nach Peking

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Ein Ehrengast bekam den größten Beifall bei der Deutschen Meisterschaft der Leichtathleten. Denn der Kampf um die Tickets für Olympia bot viel Mittelmaß.

Im Stadion des 1. FC Nürnberg gab es bei der Deutschen Meisterschaft am Samstag nur wenige Höhepunkte und viel Mittelmaß zu sehen.

Flug nach Peking: Tim Lobinger. (Foto: Foto: dpa)

Entsprechend bekam ein Ehrengast den größten Beifall der rund 15.000 Fans: Der fünfmalige Diskuswurf-Weltmeister Lars Riedel wurde drei Tage nach seinem Rücktritt nun auch offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet.

Von den sieben deutschen Stabhochspringern konnten sich Tim Lobinger, Danny Ecker und Raphael Holzdeppe für Peking qualifizieren. Als alles darauf ankam, war Altmeister Lobinger da: Um 18.09 Uhr glückte dem 35-Jährigen mit 5,75 Meter der entscheidene Sprung.

Trotz Achillessehnen-Beschwerden landete der höhengleiche Ecker als entthronter Titelverteidiger auf dem zweiten Platz. Als Dritter mit einem Versuch mehr über 5,75 Meter hat auch der erst 18 Jahre alte Junioren-Weltrekordler Holzdeppe sein Olympia-Ticket in der Tasche.

Vizeweltmeister Robert Harting dominierte bei den Diskusswerfern: Mit 66,26 Metern setzte sich der selbst ernannte Olympia-Medaillenkandidat vor Michael Möllenbeck durch, der mit 62,98 Metern die für Peking geforderte zweite Normerfüllung (64,50) erneut verpasste.

Weitsprung-Sieger Sebastian Bayer durfte dagegen jubeln: Er bezwang mit 8,15 Metern nicht nur den Favoriten Nils Winter (8,08 Meter), sondern darf dank der zweiten Normerfüllung auf ein Olympia-Ticket hoffen.

Hochspringerin Ariane Friedrich stürzte beim Einspringen böse: "Ich hab mich da flach gelegt und auf einmal den Boden geküsst. Ich weiß immer noch nicht, warum", sagte die Frankfurterin nach dem Wettkampf mit schmerzverzerrtem Gesicht und kühlte sich ihre dicken Knie mit Eisbeuteln. Dennoch spielte sie mit der Konkurrenz: Mit einem weiteren Zwei-Meter-Sprung verfehlte Friedrich ihre Saisonbestleistung nur um drei Zentimeter.

Erst im letzten Versuch verteidigte Speerwurf-Europarekordlerin Christina Obergföll den Titel: Mit 62,18 Metern entriss sie der Olympia-Zweiten Steffi Nerius noch den schon sicher geglaubten Sieg.

Ihren Titel über 100 Meter verteidigte Verena Sailer mit persönlicher Bestleistung (11,28 Sekunden); bei den Männern sprintete Tobias Unger in 10,20 Sekunden zum Sieg und erfüllte zum zweiten Mal die Olympianorm.

Trotz ihres vierten Titels in Serie war Nürnberg für Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler eine weitere Enttäuschung. "Schlechte Weite, schlechter Wettkampf. Ich bin mit viel Vorfreude und Optimismus hergekommen und konnte überhaupt nicht umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte", meinte die 24-Jährige nach der ersten Entscheidung, die sie mit nur 68,64 Metern vor ihrer Vereinskollegin Andrea Bunjes (64,00) gewann.

Ex-Europameister Ingo Schultz verpasste das 400-Meter-Finale und damit seine letzte olympische Staffelchance klar. Der 32-Jährige von Bayer Leverkusen musste sich im Vorlauf mit schwachen 47,12 Sekunden und Platz 11 begnügen. Und die Medien mit seinem Kurzkommentar: "Ich sag' dann mal Tschüss."

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