Lautern gewinnt beim MSV:Ein 3:1 für die Seele

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Hat zweimal getroffen: Kacper Przybylko. (Foto: imago)

Aufsteiger Duisburg kassiert drei Tore in der ersten halben Stunde gegen den FCK, der nur noch leise vom Aufstieg träumt. MSV-Legende Bernhard Dietz sagt: "Wir haben die zweite Hälfte gewonnen."

Von Jörg Strohschein, Duisburg

Es war ein kleines, kaum sichtbares Lächeln. Die Freude über den 3:1-Auswärtssieg beim MSV Duisburg zum Saisonauftakt der 2. Fußball-Bundesliga blitzte bei Stefan Kuntz nur für einen kurzen Moment auf. Eigentlich hatte sich der Vorstandsvorsitzende des 1.FC Kaiserslautern größte Mühe gegeben, seine Emotionen in der Öffentlichkeit für sich zu behalten. Doch diese kurze Preisgabe seiner Gefühlswelt verriet viel über die allgemeine Gemütslage und den selbst auferlegten Druck, mit dem der Traditionsklub aus der Pfalz in die neue Spielzeit geht.

Auch wenn die Klub-Verantwortlichen sich dazu entschieden hatten, ihr Aufstiegsziel nicht mehr so offensiv nach außen zu tragen und damit die Erwartungshaltung bei den Anhängern zu dämpfen: Geändert hat sich an den Ambitionen des Klubs wohl nichts - die Lauterer gelten wieder als einer der großen Aufstiegsfavoriten.

Lautern will auch am 31. Spieltag endlich mal die Nerven behalten

Dieser Auftakterfolg tat der Pfälzer Seele gut. Denn die Enttäuschung der vergangenen Jahre sitzt noch immer tief. Dreimal hintereinander waren die Lauterer nur ganz knapp am Aufstieg in die erste Liga gescheitert. Einmal unterlagen sie in den Relegationsspielen 1899 Hoffenheim, in der darauffolgenden Spielzeit wurden sie Vierter. Und in der vorangegangenen Saison verspielten sie vier Spieltage vor Schluss ihre gute Ausgangsposition noch leichtfertig und landeten erneut auf dem vierten Tabellenplatz. "Alle Spieler sind geil darauf, der Konkurrenz am 31. Spieltag vielleicht doch zu zeigen, dass wir die Nerven behalten können", sagte Kuntz und machte damit deutlich, wie emotional und sensibel dieses Thema noch immer rund um den Betzenberg belegt ist.

Umso zufriedener war Kuntz mit dem ersten sportlichen Vergleich. "Alles, was Kosta gemacht hat, hat geklappt. Wir haben die letzte Saison genau analysiert und uns in der Vorbereitung darauf konzentriert, unsere Schwächen abzustellen", sagte Kuntz über die Veränderungen von Trainer Kosta Runjaic. Der meinte: "Wir haben festgestellt, dass wir viele gute Spiele abgeliefert haben, aber nicht effizient genug waren, vor allen Dingen auswärts."

Die Lauterer Profis haben sich die Fehleranalyse ihres Trainers offenbar zu Herzen genommen und erreichten gleich das Maximum: drei Torschüsse, drei Treffer. Nach 29 Minuten war die Begegnung bereits entschieden, nachdem der Neuzugang im Angriff, Kacper Przybylko, zweimal (13./29.) getroffen und Duisburgs Verteidiger Kevin Wolze auch noch ein Eigentor erzielt hatte. Der Anschlusstreffer von MSV-Verteidiger Branimir Bajic neun Minuten vor dem Ende änderte nichts mehr.

Einmal Hölle und zurück, knallharte Bestrafung inklusive

Allerdings leistete sich der Aufsteiger aus Duisburg in seiner ersten Zweitligahalbzeit seit mehr als zwei Jahren derart eklatante individuelle Fehler, dass die Lauterer geradezu eingeladen wurden, drei Konter mit Treffern abzuschließen. "Wir sind jetzt in der 2. Liga angekommen. Solche Fehler werden hier knallhart bestraft", sagte MSV-Sportdirektor Ivica Grilic desillusioniert.

"Einmal Hölle und zurück" haben die Duisburger ihr Zweitligaprojekt nach dem Lizenzentzug und Zwangsabstieg in die 3. Liga zum Ende der Saison 2012/13 genannt. In der ersten Hälfte hatte die Darbietung der Meidericher allerdings noch eher diabolische Züge getragen. Dass die Duisburger, die lediglich mit einem bescheidenen Etat von rund acht Millionen Euro ausgestattet sind, gegen den Abstieg spielen, ist allen Beteiligten klar. Dass sie einem Gegner wie Kaiserslautern aber in nahezu allen wichtigen Kategorien unterlegen waren, dürfte sie dann aber doch beunruhigen. "Die Lauterer waren vor allem gedanklich schneller als unsere Spieler", sagte Grilic. Immerhin hatten die Duisburger in der zweiten Halbzeit gegen den nur noch im Verwaltungsmodus befindlichen Gegner auf Augenhöhe agiert - ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Zumindest Klublegende Bernard Dietz konnte dem Spiel etwas Positives abgewinnen. "Wir haben die erste Hälfte mit 0:3 verloren, aber die zweite Hälfte 1:0 gewonnen", sagte er schelmisch. "Wir brauchen noch drei bis vier Spiele, bis wir angekommen sind." Ob er nicht enttäuscht war? "Wir haben doch gerade erst angefangen."

© SZ vom 26.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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