Lasogga trifft:"Super, Tor, 3:2, ne?!"

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Zufall oder Konsequenz des Trainerwechsels: Hamburgs Torjäger, lange schmerzlich vermisst, gelingen zwei Treffer beim Sieg gegen Augsburg.

Von Stefan Rommel, Hamburg

Pierre-Michel Lasogga stand da, als hätte er gleich noch eine Verabredung im Freibad. Die Kombination aus Muskelshirt, kurzer Hose und Adiletten war beeindruckend, sie lockte den Beobachter allerdings auf eine völlig falsche Fährte. Lasogga hat dem Hamburger SV im Abstiegskampf wieder Leben eingehaucht. Er hat gegen den FC Augsburg nicht nur zwei Tore erzielt, er hat hart gearbeitet, die Fans angeheizt, dem Gegner auch mal weh getan. Kurzum: Er hat sich phasenweise wieder als jener Angreifer präsentiert, den sie in Hamburg bereits verloren geglaubt hatten.

Lasogga war es, der den HSV in der abgelaufenen Saison mit seinen Toren fast im Alleingang vor dem Sturz in die zweite Liga bewahrt hatte. 13 Treffer waren es in der regulären Saison, dazu kam das goldene Tor in der Relegation gegen Greuther Fürth. In dieser Spielzeit war der 23-Jährige bisher kaum ein Faktor. Lasoggas letztes Tor war am 8. Spieltag erfasst. Seitdem spielte er entweder gar nicht oder schlecht. Der Hamburger SV hat im Sommer eine üppige Ablösesumme für den bis dahin ausgeliehenen Angreifer bezahlt, Lasogga konnte den Millionen bis zur Partie gegen den FCA aber kaum mit einer entsprechenden Leistung begegnen.

Die vielen kleinen und großen Verletzungen haben ihn nie den nötigen Rhythmus finden lassen. Jetzt aber, wo es auf die Zielgerade dieser - im Abstiegskampf - wieder einmal bewegten Saison geht, scheint der oft Kritisierte gerade noch rechtzeitig zu seiner Form zu finden. Ein wenig ähnelt Lasoggas Weg dabei dem von Daniel Ginczek oder Nils Petersen von den Abstiegskontrahenten Stuttgart und Freiburg: Lange wurden ihre Tore schmerzlich vermisst - jetzt sind sie alle voll da.

"Unsere Physiotherapeuten und Ärzte haben viel geleistet, um Pierre wieder auf sein Leistungsniveau zu bringen. Und natürlich hat ihm auch die Mannschaft geholfen", sagte sein Trainer Bruno Labbadia, der als ehemaliger Stürmer genau weiß, was ein Strafraumstürmer in erster Linie benötigt. "Er braucht Zuspiele, muss gefüttert werden." Labbadia selbst ist mit dem Vertrauen in Lasogga ein ziemliches Risiko eingegangen. Sein Angreifer definiert sich im Prinzip nur über den Torabschluss. Lasogga ist kein spielender Stürmer: keiner, der für andere vorbereitet. Das lässt ihn oft unglücklich aussehen, wenn die Tore ausbleiben. "Mir war klar, dass einer durchstarten muss. Du musst klare Entscheidungen mit voller Überzeugung treffen. Und das habe ich bei Pierre gemacht. Ich wusste, dass ich ihn hinkriegen muss", ergänzte Labbadia. "Bei sechs Spielen kann man nicht rumexperimentieren - da muss man sich schnell festlegen."

Der Trainer hat sich festgelegt und wurde zumindest an diesem Nachmittag dafür belohnt. Und Lasogga? Der moderierte sein Tor so, wie er es erzielt hatte: einfach, schnörkellos und mit entwaffnender Ehrlichkeit. "Ich treff' den Ball super, der fliegt ins kurze Eck, Tor, 3:2, ne?"

© SZ vom 26.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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