La Glosse:Ein Truthahn ist kein Hahn

Lesezeit: 1 min

(Foto: N/A)

Was das Mitbringen von Tieren ins Stadion angeht, ist die Uefa flexibler als die Fifa bei ihrer WM vor zwei Jahren. Das Einbringen von Hahn und Huhn ist inzwischen teilweise möglich, es hängt nur von der Art ihrer Verarbeitung ab.

Von Claudio Catuogno

Das Einbringen von Hähnen ist bei dieser EM schon mehrmals Thema gewesen, Anlass ist der Franzose Clément Tomaszewski, der seinen lebenden Hahn Balthazar ins Stadion einbringen möchte. Er beruft sich da auf eine Art Gewohnheitsrecht, die beiden haben gemeinsam schon mehrere Weltmeisterschaften besucht, es gibt einen Schriftverkehr mit der Uefa in dieser Sache. Aus unerfindlichen Gründen hält die Uefa aber an ihrer hahnenfeindlichen Linie fest.

Wobei zur Entlastung des Veranstalters zu sagen ist, dass das Einbringen von sinnvollen Gegenständen in französische Stadien nicht so aussichtslos ist, wie es vor zwei Jahren bei der Fifa in brasilianische Stadien war. In Brasilien waren neben den landesüblichen Früchten (Ananas, Mango, Açaí-Beere) und Tieren (Nandu, Mähnenwolf, Große Anakonda) auch Schokolade und abgepackte Kekse verboten, das hatte Sicherheitsgründe. Die Fifa stellte so sicher, dass jemand ihre ungenießbaren Stadion-Hotdogs kaufte. Wasserflaschen waren nur erlaubt, wenn sie das Etikett des Turnier-Sponsors Coca Cola trugen. Dem von der SZ initiierten Versuch, eine Banane einzubringen, indem man Coca Cola drauf schrieb und sie als offizielle Fifa-WM-2014™-Banane ausgab, war leider kein Erfolg beschieden.

Das französische Sicherheitskonzept ist in dieser Hinsicht flexibler. Zunächst unternahm die Uefa noch den Versuch, an den Stadiontoren alle Deos zu beschlagnahmen, vor der Arena in Lille türmten sich Deo-Berge auf. Aber das hat sich erledigt, womöglich gab es Klagen, dass es auf der Tribüne nach Mähnenwölfen müffelte. Auch das Einbringen von Hahn und Huhn ist inzwischen teilweise möglich, es hängt von der Art ihrer Verarbeitung ab. Das Huhn wird bevorzugt auf Sandwiches eingebracht, der Hahn als Kopfbedeckung.

Der Hahn ist ein Wappentier des Franzosen, nach dem Achtelfinale gegen Irland liefen drei Anhänger mit bunten Hahn-Mützen durch Lyon. "Oh, you have a turkey on your head", freuten sich die Iren. "C'est pas un turkey, c'est un coq", empörten sich die Franzosen. Truthahn, Hahn, am Ende ist das kein großer Unterschied, wenn es die Fans aus verschiedenen Ländern miteinander ins Gespräch bringt.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: