Kreuzbandriss:Olympia ohne Neureuther

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Der Slalomspezialist aus Garmisch-Partenkirchen lässt nun doch sein Knie operieren. Der Plan, ohne Kreuzband in Pyeongchang zu starten, ist damit erledigt.

Von Johannes Knuth, Gröden/München

Felix Neureuther hatte drei Wochen lang gehofft, gekämpft, und er hätte wohl längst aufgegeben, wäre die Hoffnungen nicht eine unbelehrbare Anarchistin. Aber drei Wochen nach seinem Unfall, seit Freitag, ist klar: Neureuthers verwegener Plan, die Olympischen Winterspiele 2018 trotz eines noch nicht geflickten Kreuzbands zu fahren, wird nicht zur Vollendung reifen. Neureuther ließ sich am Freitag in Innsbruck das Band im linken Knie operieren, das vor drei Wochen beim Riesenslalomtraining in Colorado gerissen war. Er habe eingesehen, "dass eine Operation das Vernünftigste ist", ließ er ausrichten. In sechs Monaten, sagte der Innsbrucker Kniespezialist Christian Fink, könne sein Patient wieder auf Skiern stehen.

Den Winterspielen im kommenden Februar in Pyeongchang ist unterdessen eine der prägenden Figuren abhanden gekommen, bevor sie begonnen haben.

Gut, Neureuthers Chancen waren nach seinem Unfall ohnehin dürftig gewesen: den Körper zumindest bis zum olympischen Slalom Mitte Februar fit zu kriegen? Ohne Operation, mit konservativer Therapie? Manche Skirennfahrer haben ähnliche Kraftakte in der Vergangenheit geschafft, aber der Slalom zerrt arg an den Bändern, und die Risiken sind groß, dass das Knie bei einem weiteren Sturz noch größeren Schaden nimmt. Schon Neureuthers Vorhaben, die Spiele in Korea doch noch anzupeilen, hatte die Beobachter gespalten. Der 33-Jährige verdiene dafür keine Bewunderung, hatten manche Sportorthopäden gesagt, ein derartiges Projekt sei zu waghalsig und gebe ein schlechtes Vorbild ab. Neureuther hatte freilich ein paar plausible Argumente, die er für sich geltend machen konnte: Die Spiele in Südkorea waren vermutlich seine letzte Chance, doch noch olympisches Edelmetall zu erstehen, nachdem seine bislang beste Chance in Sotschi verpufft war - bei der Anreise war er in eine Leitplanke gerauscht. Die Spiele in Peking 2022 liegen jedenfalls doch etwas außer Reichweite, und Neureuther war in diesem Winter ein derart prächtiger Saisonstart gelungen, dass er nun zumindest alle Optionen heben wollte. Wenn nur noch Olympia 2018 das Ziel gewesen wäre, dann hätte er es wohl weiter probiert, sagen sie in seinem Umfeld, danach wäre ja nichts mehr gekommen.

Aber Neureuther will nun ja weiterfahren, bis zur WM 2019, hat er am Freitag bekräftigt; diese zwei Jahre traue er sich schon noch zu. Neureuther war in den vergangenen Jahren oft von Schmerzen gezeichnet, er war immer ein wenig mit dem Gang eines Versehrten unterwegs. Aber er ist immer wiedergekommen. "So bitter das für uns ist, dass wir den Felix nicht dabei haben, aber dieses Knie muss repariert werden", sagte der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier in Gröden, und ein, zwei unerfüllte Projekte bleiben ihm ja noch: "Er kann ja nächstes Jahr noch Weltmeister werden."

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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