Kommentar:Mutlosigkeit wird bestraft

Lesezeit: 2 min

Im Abstiegskampf stehen jene beiden Mannschaften am Tabellenende der Fußball-Bundesliga, die ihre Trainerposten am wenigsten innovativ und risikofreudig besetzt haben.

Von Sebastian Fischer

"Wir können jetzt nicht die weiße Fahne hochziehen und sagen, dass die Saison beendet ist. Wir werden alles versuchen, was möglich ist", hat Klaus Allofs am Ende dieses Spieltags gesagt - was verwunderte. Denn eigentlich kann der Manager ja beruhigt sein, sein VfL Wolfsburg braucht nur noch einen Zähler, dann hat er die 40-Punkte-Marke erreicht. Es ist gar nicht so einfach, in dieser Saison im Abstiegskampf etwas vorauszusagen, doch so viel scheint sicher: Wolfsburg wird in der nächsten Saison nicht in der zweiten Liga spielen.

Na gut, der war billig. Natürlich meinte Allofs nicht den Abstiegskampf, als er sein Statement zur Wolfsburger 2:3-Niederlage in Bremen abgab, sondern das verzweifelte Rennen seines Teams um die Europa-League-Plätze, die vier Spieltage vor Schluss noch immer sechs Punkte entfernt sind. Deutschlands zweiter Champions-League-Viertelfinalist wird wohl im kommenden Jahr nicht international spielen. Aber es ist tatsächlich so, dass hinter dem VfL und den geretteten Ingolstädtern ab Platz zehn der Abstiegskampf beginnt. Darmstadt ist zwar der große Gewinner des Spieltags, aber auch nur vier Punkte vom Relegationsrang entfernt. Der große Verlierer ist Eintracht Frankfurt.

Ein Ödem zwingt Frankfurt in die Knie

Eintracht und das abgeschlagene Hannover, das sind die beiden Vereine, deren Manager (Heribert Bruchhagen) respektive Präsidenten (Martin Kind) ihre Trainerposten am wenigsten innovativ und risikofreudig besetzt haben. Es ist schon fast ironisch, dass Hannover plötzlich gegen den (zugegebenermaßen indisponierten) Champions-League-Aspiranten aus Mönchengladbach gewinnt, wenn Juniorentrainer Daniel Stendel auf der Bank sitzt - und der Klub vorsichtshalber öffentlich schon mal so gut wie ausgeschlossen hat, mit Stendel in der zweiten Liga weiterzumachen, obwohl sich das in Hannover wohl alle Fans wünschen würden. Und für die Eintracht macht es sich jetzt schmerzlich bemerkbar, dass sie zu lange an dem an Ideen armen Trainer Armin Veh festgehalten hat. "Mehr Mut!", möchte man Hannover und Frankfurt zurufen. Wie der belohnt wird, zeigt eindrucksvoll das Hoffenheimer Beispiel, in der Krise dem jungen Julian Nagelsmann zu vertrauen.

Aber noch etwas anderes wird für die Eintracht zum Verhängnis - und da der Abstiegskampf der Hort banaler Thesen ist, darf man das jetzt ruhig mal so sagen: Frankfurt schießt keine Tore. Präziser: Frankfurt hat keinen Wagner (Darmstadt) und keinen Hartmann (Ingolstadt), keinen Finnbogason (Augsburg) und leider schon mal gar keinen Pizarro (Bremen). Frankfurt hat einen Alexander Meier, aber der ist verletzt. Seit sieben Spielen zwingt den Frankfurter Torjäger ein Ödem im Knie zur Pause. In den vergangenen sieben Spielen hat Frankfurt nur zwei Tore geschossen, und das einzige Mal, als das zum Sieg reichte, war's eigentlich Abseits.

Bei der jüngsten 0:3-Niederlage in Leverkusen, war Frankfurt tatsächlich gar nicht so schlecht, wie es das deutliche Ergebnis vermuten lässt. Das hat sogar der Leverkusener Trainer Roger Schmidt zugegeben, der ja eigentlich nie etwas zugibt. Nein, es war einfach das Unvermögen von Stefan Aigner und Sonny Kittel, den Ball im Tor unterzubringen, das die Eintracht um die womöglich wichtigsten Punkte der Saison brachte.

Was nun? Am besten bei Klaus Allofs nachfragen. Gibt ja noch vier Spiele.

© SZ vom 17.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: