Kommentar:Kontinuität und Kreativität

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Nach dem Titelgewinn 2014 wollte der FC Bayern eigentlich eine Basketball-Ära prägen. Doch die Bamberger setzen ihr Geld gewinnbringender ein.

Von Joachim Mölter

Als die Basketballer des FC Bayern München 2014 ihre erste deutsche Meisterschaft gewannen seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga drei Jahre zuvor, da glaubten viele Beobachter, das sei nun der Beginn einer neuen Zeitrechnung, jetzt bräche die große Ära der Münchner an. Es fehlte nur, dass jemand die Worte der FC-Bayern-Ikone Franz Beckenbauer zweckentfremdet hätte, die dieser als Teamchef der deutschen Fußballer nach dem WM-Triumph 1990 in die Welt hinaus posaunt hatte: Diese Mannschaft werde auf Jahre hinaus unschlagbar sein.

Die Möglichkeiten der Münchner schienen tatsächlich unbegrenzt zu sein, die von den Fußballern geprägte Marke "FC Bayern" garantiert ja auch den Basketballern Aufmerksamkeit und Sponsoreninteresse, mithin Geldströme, auf denen die Mannschaft weit vor allen anderen Klubs dahintreiben könne, von einem Erfolg zum nächsten. So glaubte man es, damals, im Jahr 2014.

Alles, was man sich seinerzeit vom FC Bayern München versprochen hat, hat Brose Bamberg erfüllt. Man muss bilanzieren, dass die FC-Bayern-Basketballer ihren Titelgewinn von anno 2014 wohl weniger eigener Stärke zu verdanken hatten, sondern vielmehr einer Schwächephase der Bamberger. Die sind es nämlich, die aktuell eine Ära prägen mit ihrem dritten Titelgewinn nacheinander, der insgesamt neunten Meisterschaft innerhalb von bloß 13 Jahren. 2014 war nur ein Übergangsjahr, dem ein radikaler Umbruch folgte.

Die Bamberger setzen ihr Geld gewinnbringender ein als die Münchner

Nun reden sie in Bamberg erneut von einem Umbruch, einem kleineren nur, und man darf gespannt sein, wie der FC Bayern reagiert. In Oberfranken bereiten sie sich jedenfalls auf eine Offensive aus Oberbayern vor, Brose-Aufsichtsratschef Michael Stoschek sagte neulich: "Um auf Dauer mit München mithalten zu können, ist Bamberg zu klein, ist Brose zu klein, ist die Halle zu klein." Letzteres ist eine Anspielung auf den geplanten Hallenneubau für mehr als 10 000 Zuschauer in München, den die FC-Bayern-Basketballer mitnutzen wollen. Ähnliches planen sie auch in Bamberg: neue Halle, größeres Einzugsgebiet, mehr Zuschauer, Sponsoren, Einnahmen.

Es ist geschickt von Stoschek, dass er dem FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß vorgaukelt, auch in der Basketball-Bundesliga käme es vor allem aufs Geld an. Was die Etats angeht, rangieren Bamberg und München ja ungefähr auf einer Höhe, die Franken investieren ihr Geld allerdings gewinnbringender. Sie setzen auf Kontinuität im Kader und Kreativität bei Spielerverpflichtungen. Mit bescheideneren Mitteln demonstrieren auch andere Klubs, dass man respektable Erfolge haben kann, dank cleverem Scouting und Risikobereitschaft. Oldenburg zum Beispiel, in der vorigen Saison Hauptrundenzweiter und in dieser Finalist. Oder Ulm, voriges Jahr im Finale und in diesem bestes Team nach der Hauptrunde. Beide Klubs lagen in der Endabrechnung vor den Bayern. Das hätte man vor drei Jahren nicht gedacht.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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