Kommentar:Im Griff der Großmächte

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In die Präsidentschaft von Donald Trump fällt die Vergabe von zwei Großereignissen: Die Sommerspiele 2024 und die Fußball-WM 2026. Vieles weist darauf hin, dass sich die USA auf das große Sport-Doppel einstimmen können.

Von Johannes Aumüller

T he Donald liebt Golf, besaß früher mal ein Football-Team und promotete Box-Duelle. Im Wrestling trat er zum "Kampf der Milliardäre" in den Ring, und Baseball wiederum betrieb er nach eigener Auskunft in Jugendzeiten so gut, dass es in New York keinen besseren seines Jahrganges gegeben habe.

Donald Trump und der Sport, das ist ein weites Feld. Aber nun geht es auf eine neue Ebene. In seine Präsidentschaft fallen die nächsten wichtigen Event-Vergaben: die der Olympischen Sommerspiele 2024 und der Fußball-WM 2026, für welche die USA nun mit den Nachbarn Kanada und Mexiko im Beiboot offiziell kandidieren. Trump unterstützt beide Bewerbungen, klar ist: Der mächtigste Mann der Welt verliert nicht gerne. Und in der Tat deutet vieles darauf hin, dass sich die Vereinigten Staaten auf das große Sport-Doppel einstimmen können.

Es fällt auf, wie geballt sich die Weltmächte die Sportereignisse greifen. Russland bekam die Winterspiele 2014 und die Fußball-WM 2018. China richtet die Winterspiele 2022 aus und hat die WM 2030 im Visier. Dazwischen schieben sich die USA. Die Amerikaner und die großen Sportorganisationen, das ist eine besondere Beziehung; schon manches Mal gab es unerwartete Blamagen. Gerade in jüngster Zeit hat sich das Verhältnis nicht gerade verbessert. Einerseits bringen die USA mit ihren Sponsoren und ihrem Kundenmarkt immer noch viel Geld - andererseits ist da auch die Justiz, die sich mit zunehmender Gründlichkeit um die Abgründe des Weltsports kümmert. Und Trumps Mauerbau-Pläne in Mexiko oder sein Einreisebann gegen Menschen mancher muslimischer Länder verstören in den multikulturell geprägten Institutionen von IOC und Fifa viele Mitglieder.

Dennoch scheint das den US-Plänen kaum etwas anhaben zu können. Für die Spiele 2024 gibt es nur noch zwei Bewerber, Los Angeles und Paris. Seit Wochen lotet die Spitze der Ringe-Organisation aus, ob sich eine gleichzeitige Vergabe für 2024 und 2028 durchsetzen lässt, damit beide Städte wissen, dass sie drankommen. Offenkundig ist die Furcht groß, dass ein Nein für L.A. bei Trump eine wütende Reaktion hervorrufen könnte.

Noch klarer sieht es bei der Fußball-WM 2026 aus. Aufgrund der Vergabe-Regularien - die europäische und asiatische Bewerber für dieses Jahr ausschließen - sowie der Aufstockung auf 48 teilnehmende Teams samt erhöhten Anforderungen an die Infrastruktur kommt kaum ein anderer Kandidat in Betracht. Zudem ist der Nordamerika-Verband gerade der wichtigste Verbündete von Fifa-Boss Gianni Infantino. Und mit Blick auf die von den US-Behörden betriebenen Nachforschungen im Fußballsumpf hat eine WM in Amerika vermutlich auch keine atmosphärischen Verschlechterungen zur Folge.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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