Kommentar:Heimtückischer Fressnapf

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Die Deutsche Fußball-Liga will mehr Bundesliga-Spiele auf den Montag verlegen. Bei den Fans kommt diese Idee gar nicht gut an.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Kater Garfield ist fett, faul und zynisch, hat aber eigentlich wenig mit einem Fußballfan gemeinsam. Der Comic-Kater Garfield leidet entsetzlich unter dem Gedanken an Diäten oder Langeweile, am allerschlimmsten leidet er aber unter Montagen. Dann tapst Garfield in irgendwelche Gemeinheiten, zum Beispiel in eine Tretmine im Fressnapf. Oder er wird mit Torten beworfen. "Ich hasse Montage", sagt Garfield also, und spätestens dann erkennt sich auch der durchschnittliche Arbeitnehmer wieder in ihm. Und ganz besonders der Fußballfan.

Von allen Wochentagen hat der Montag den schlechtesten Ruf, völlig schuldlos natürlich, aber es ist nun einmal so: Der Montag kommt nach dem Sonntag. Gegen diesen Ruf will die Deutschen Fußball-Liga (DFL) nun mit einem mitfühlenden Projekt vorgehen. Die DFL will dem Montag endlich das geben, was ihm im Vergleich zu allen anderen Wochentage fehlt: höchstklassiger Fußball.

Vom Bundeskartellamt lässt die DFL gerade Pläne prüfen, die unter anderem vorsehen, von der Spielzeit 2017/18 an maximal fünf Spiele pro Saison auf den Sonntagmittag (13.30 Uhr) zu verlegen. Und eben fünf auf den Montagabend (20.15 Uhr); jeder Verein müsste dann im Schnitt 0,55555556 Mal pro Saison an einem Montag spielen. Doch das Problem der DFL ist, dass diese Imagekampagne für den Montag nicht bei den Fans ankommt, die Fans sehen die zusätzliche Anstoßzeit nicht als Aufhübschung des Montags. In dem Fressnapf, der ihnen von der DFL vorgelegt wird, vermuten sie stattdessen eine Heimtücke, die mindestens so unangenehm ist wie eine Tretmine. Zum Beispiel, dass dahinter der erste Versuch steht, den Bundesligaspieltag zu Vermarktungszwecken ähnlich zu zerfransen wie es in der spanischen Primera Division schon lange der Fall ist (als willkürliches Beispiel die dortigen Anstoßzeiten des 36. Spieltags der vergangenen Saison: Freitag - 20.45 Uhr; Samstag - 16 Uhr, 18 Uhr, 20 Uhr, 22 Uhr; Sonntag - 12 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr; Montag - 20.45 Uhr).

In ihrem Bemühen für das Ansehen des Montags hat die DFL also leider ganz vergessen, dass die Fußballfans stolz sind auf ihre Gemütlichkeit; sie wollen, dass die Anstoßzeiten in der Bundesliga bleiben wie sie sind, am liebsten wollen sie sogar eine einzige einheitliche Anstoßzeit. Und auf den Montag wollen sie weiter schimpfen.

Sollte die DFL tatsächlich ein paar Montagsspiele ansetzen, sollten die Fans es daher einfach so machen wie der Kater Garfield: zu Hause bleiben, auf einem Kissen vor dem Fernseher versinken, der Übertragung übellaunig folgen - und so das ganze Projekt scheitern lassen. Und schon ist es wieder Dienstag.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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