Kommentar:Dramatik und Fairplay

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Der dritte Spieltag dieser Bundesliga-Saison hat es verdient, herausgestellt zu werden: wegen Bibiana, aber auch wegen Umut und Felix.

Von Klaus Hoeltzenbein

Der dritte Spieltag der Bundesliga-Saison 2017/18 war ein besonderer. Einer, der herausgestellt werden muss, obwohl er derzeit noch gewaltig unterschätzt wird. Weil der dritte Spieltag halt den Nachteil hat, dass er der dritte Spieltag ist - und nicht der 33. oder 34., an dem, die Älteren werden sich erinnern, ehemals deutsche Meisterschaften entschieden wurden. Also lange vor der Jetzt-Zeit, in der der FC Bayern diesen Titel im Abonnement bezieht. Dass der dritte Spieltag so wirkmächtig war, lag nicht so sehr an seinen Resultaten, und es lag nicht allein an Bibiana Steinhaus oder Robert Lewandowski. Es lag auch an vermeintlichen Nebendarstellern, an Umut und an Felix. An einem Balljungen und an einem Zweitliga-Kapitän.

Zunächst zu Umut. Sollte es in dieser Saison spannender werden als bei den fünf Münchner Meisterschaften zuvor, so ist dies der Geistesgegenwart des 13-jährigen Nachwuchsstürmers der TSG Hoffenheim zu danken. Gut, er stand nicht auf dem Rasen, sondern daneben, er spielte nicht Fußball, sondern Handball, und was er tat, ist übertönt worden vom Donnergrollen um jenes Lewandowski-Interview, in dem sich der Bayern-Stürmer kritisch mit der Hauspolitik seines Arbeitgebers befasst. Umut, der Balljunge, leitete per Zuwurf die Hoffenheimer 1:0-Führung und damit die 0:2-Niederlage des FC Bayern ein. Die Münchner sind nun Sechster, eine Momentaufnahme, gewiss. Aber zunächst geht ein Dank an Umut, diesen reflexstarken Dramaturgen - dafür, dass die Tabelle nicht den Eindruck vermittelt, die Liga sei nach Spieltag drei schon wieder entschieden.

Damit zu Felix. Zum Kapitän des VfL Bochum, der die These stützt, dass der Fußball wohl doch nicht so mies ist, wie er es in all dem Pyro-Nebel des Sommers über sich hatte lesen müssen. Der Schiedsrichter gab Felix zunächst einen Elfmeter, doch der wollte ihn nicht. Bochum lag in Darmstadt 0:1 zurück, und sein Trainer fragte sich, "ob der einen an der Waffel hat", als Felix Bastians die Nachfrage des Unparteiischen verneinte, ob ihn der Gegner überhaupt berührt habe. Er habe "doch eine Vorbildfunktion", erklärte Bastians seinen Verzicht. Es war eine Referenz an den Edelmut, die einen Spieltag krönte, an dem in Berlin endlich erstmals eine Frau ein Bundesliga-Spiel der Männer pfiff. Einziger Schönheitsfehler: Es war nicht nur der dritte Spieltag - die zweite Liga, in der Bochum doch noch siegte, traf sich bereits zum fünften Mal.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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